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Basiseinkommen für alle: Das Bürgergeld
Von Timo Rieg
Die Diskussion um „Hartz IV“ erweckte den Eindruck, als sei in
Deutschland jeder arbeitslos oder akut von Arbeitslosigkeit bedroht.
Die BILD-Zeitung machte eine ganze Serie daraus, wie mit den neuen
Formularen zu verfahren sei, der SPIEGEL verkündete das Ende der
alten Republik auf der Titelseite. Und im Stern sollten wir eine
Familie bemittleiden, deren 55-jähriger Vater zu diesem Zeitpunkt
seit zwei Jahren arbeitslos war und die mit den Neuregelungen von
1879 Euro Arbeitslosenhilfe auf 427 Euro Arbeitslosengeld II pro
Monat fallen sollte.
Was war noch mal die Frage, die zu Hartz IV geführt hatte? Die
Sozialversicherungen sollten zukunftsfähig gemacht werden. Es ging
darum, ein antiquiertes System, in dem mittlerweile rund 30
Millionen Menschen monatlich versorgt werden, zu retten. Schon diese
Aufgabenstellung – die übrigens im Detail weder vom Ministerium noch
der Geschäftsstelle der Hartz-Kommission zu bekommen war – hätte die
Medien das Thema eigentlich fortan ignorieren lassen müssen. Denn es
war klar: Intelligenz ist mal wieder nicht gefragt, es geht darum,
Pfründe zu sichern. Was wäre eine Gesundheitsministerin ohne
gesetzliche Krankenversicherung, was ein Arbeitsminister ohne
Staatsrente und Arbeitslosenbeiträge? Und was ein Parlament, ohne
täglich neue Gesetzgebungsverfahren zur Verwaltung des
„Sozialstaates“?
Überlebensfähig sollte das System werden, indem ein paar Euro
weniger durchlaufen – oder auch ein paar mehr, so genau wusste das
niemand. Im Hause Clement ging man im Jahr 2003 noch von etwa 3
Milliarden Euro Einsparpotenzial aus. Das konnte nichts anderes
bedeuten, als künftig weniger Geld auszuzahlen. Die offizielle
Version, Arbeitslose durch ein neues Versorgungssystem „schneller
wieder in Arbeit“ bringen zu wollen, konnte den nicht-lobbyierenden
Fachleuten nicht einmal mehr ein Gähnen entlocken, war es doch nur
die hundertste Neuauflage der Idee, der Staat könne mit
irgendwelchen Gesetzen produktive Jobs schaffen, Arbeitssuchende
verändern und Nachfrage erzeugen. Weil man das auch in den Behörden
lange schon nicht mehr glaubt, kamen schnell auch Vorschläge auf den
Tisch, die nur mit höheren statt geringeren Ausgaben realisiert
werden konnten, vor allem: Bezahlung für gemeinnützige – also
eigentlich ehrenamtliche – Arbeit (SPD-Version) oder
Lohnkostenzuschüsse (Union).
Hartz IV war nur auf die Langzeitarbeitslosen bezogen, für die nun
eine neue Berechnung ihrer Förderung gilt und bei der sie
zwangsläufig in der Summe weniger bekommen müssen, wenn die Rechnung
denn wenigstens ein bisschen aufgehen soll. Kein besonders
revolutionärer Ansatz, und eigentlich auch nichts, was eine Republik
verändern könnte. Denn wenn öffentlich diskutiert würde, wie im
einzelnen Geld die Arbeitslosenpflichtversicherung umverteilt wird,
dürfte es kaum Widerstand gegen ein stetiges Absinken der
„Leistungen“ bis zum „Sozialhilfeniveau“ geben, schließlich
unterscheidet sich der Langzeitarbeitslose irgendwann bei bestem
Bemühen nicht mehr vom Sozialhilfeempfänger – nur dass eben bis zur
Reform beide von unterschiedlichen Stellen ihr Geld zum Leben
bekommen hatten.
Zu den „sozialen Sicherungssystemen“ wurde die existenziellste
Unterstützung, die „Sozialhilfe“, bisher meist nicht gezählt – erst
die dramatische Zusammenlegung von Arbeitslosengeld
(Sozialversicherung) und Sozialhilfe (steuerfinanziert) erweiterte
den politischen Horizont etwas. Das Grundproblem aber wurde durch
die Reform nicht tangiert: es gibt Hunderte von finanziellen
Unterstützungsmöglichkeiten in Deutschland, die alle ihren opulenten
Verwaltungs- und Entscheidungsapparat haben. Geld verteilen zu
können bedeutet schließlich, Macht auszuüben, und Ordnung muss es
dabei in Deutschland auf jeden Fall haben: alles muss nachprüfbar
sein, alles eine formale Begründung haben. Und so gibt es Wohngeld
und Bafög, Kleidungs- und Heizkostenzuschüsse, GEZ-Befreiungen und
Beihilfen für die Familienfeier, aber natürlich auch zig Beihilfen
in der Landwirtschaft, Subventionen für den Schiffsbau,
Steuervergünstigungen für Nachtarbeit, Schülerfahrkartenzuschüsse, -
einen gigantischen Verschiebebahnhof, dessen Transfervolumen auch
von Profis nur geschätzt werden kann, so undurchschaubar ist er. Was
fehlt ist – so freidemokratisch das klingt: Freiheit. Die Freiheit
des Einzelnen, seines Glückes Schmied zu sein. Es profitieren die
Abzocker, diejenigen, die sich darauf spezialisieren zu wissen, wo
es was zu holen gibt. Und das sind bei Leibe nicht nur die
Sozialhilfeempfänger, die hier gebetsmühlenartig ins Diskussionsfeld
geführt werden. Das Nachsehen haben diejenigen, die zunächst mal
selbst klar kommen wollen oder die einfach nicht wissen, was es an
sozialen Leistungen für sie geben könnte. Denn auf einen staatlichen
Berater, der Ihnen Ihre Rechte erklärt, können Sie lange warten.
Wie für die meisten Probleme gibt es auch hierfür eine Patentlösung
– denn es mangelt ja nicht an Ideen, es hapert an der Umsetzung, die
in den meisten Fällen eine drastische Vereinfachung und damit
Machtverlust für Tausende bis Zehntausende Beamte bedeuten müsste.
Dabei lagern die Patentlösungen nichtmals in einem Giftschrank,
gelegentlich finden sie sogar politische Erwähnung.
Der sehr gute Vorschlag für die „soziale Sicherung“ heißt
„Bürgergeld“ oder „negative Einkommensteuer“, wobei der erste
Begriff eine gewisse Verdrehung der Tatsachen ist, denn alles Geld
des Staates ist „Bürgergeld“, von wem sonst soll es kommen, und es
kann wohl auch nur an Bürger wieder ausgezahlt werden, der zweite
Begriff ist sehr technokratisch und wegen seiner fiskalischen
Anbandlung wenig geeignet, Sympathien zu wecken. Helmut Pelzer
spricht in seinem „Bürgergeld nach dem Ulmer Modell“ daher sehr
sinnig auch vom „unbedingten Basiseinkommen“. Bleiben wir aber der
Dialogbereitschaft halber beim mehr oder weniger etablierten Begriff
des Bürgergelds, auch wenn sich in der Fachdiskussion dahinter sehr
verschiedene Ansätze verbergen.
Die Idee des Bürgergelds stammt im Wesentlichen von Milton
Friedmann, vorgestellt 1962 in seinem Buch „Kapitalismus und
Freiheit“. In der hier vertretenen strengen Form bedeutet es: Jeder
Bürger des Landes erhält einen bescheidenen, aber ausreichenden
Geldbetrag zum Leben. Dafür muss er nichts tun – nicht
rechtfertigen, fast keine Formulare ausfüllen; es ist nicht mit
Peinlichkeit verbunden und es erfordert keinen Trickreichtum. Dieses
Geld gibt es einfach so, von der irdischen Ankunft bis zum
endgültigen Adieu.
Das klingt für viele zunächst erschreckend: Geld für alle, wie soll
denn das gehen? Es ist eine recht simple Rechnung: Wenn wir alle
derzeitigen personengebundenen Transferzahlungen addieren, also
Arbeitslosengeld, Sozialhilfe, Kindergeld etc. – ohne Subventionen
und dergleichen, die derzeit Unternehmen oder Branchen bekommen –
kommen wir auf eine Summe von 685 Milliarden Euro im Jahr. Das ist
unbestreitbar sehr viel Geld – das bislang auch aufgebracht werden
muss von denen, die mehr erwirtschaften, als sie selbst verbrauchen.
Bis auf wenige, meist ungewollte Ausnahmen, hat auch heute schon
jeder Mensch in Deutschland Anspruch auf Unterstützung, wenn er sich
selbst nicht ernähren kann. Das Bürgergeld soll also keinen neuen
Geldsegen bringen, sondern Einfachheit und Gerechtigkeit.
Es wird gezahlt ohne Ansehen der Person und ihrer Lebensumstände.
Wir könnten uns endlich verabschieden von einem Schnüffelstaat, der
meint, Behörden seien im Stande, individuelle Lebensumstände zu
begreifen und dann sachgerecht zu entscheiden, wer was braucht, weil
er es selbst tatsächlich nicht auf die Reihe bekommt.
Für das Bürgergeld spricht zudem:
- Es ist absolut gerecht.
- Man kann mit diesem Geld kalkulieren, rechnen – ohne zu überlegen,
ob man sich aufs Sozialamt traut und welche Folgen das für die
weitere Lebensplanung haben könnte.
- Wir sind es den Ausstiegswilligen schuldig. Es gibt ja wahrlich
nicht nur die Abfolge von Katastrophen, die derzeit einen Menschen
unter die Brücke führt. Wir haben in diesem dicht besiedelten Land –
ggf. demokratisch per Mehrheitswillen – jeden Winkel okkupiert. Man
kann nicht einfach irgendwo sein Zelt aufschlagen, sich in die
Einöde zurückziehen, von ein wenig Ackerbau leben. Es ist kein
besonderer Luxus, wenn wir akzeptieren, denen, die auf unser System
keinen Bock haben, wenigstens eine kleine Chance zu geben, es für
sich anders zu machen.
- Wir sparen immensen Verwaltungsaufwand! Jedes Sozialamt wird
überflüssig. Aber auch ein großer Teil der Arbeitsamtsverwaltung
(ja, ja, Agentur, aber wir müssen ja nicht jede Modewelle
mitmachen), der Ausländerbehörden, die gesamte Familienkasse, die
Wohngeldberechnungsstelle u.v.m.
- Auch die Arbeitgeber werden entlastet, die derzeit teilweise das
Kindergeld verwalten müssen.
- Niemand muss sich offenbaren. Es braucht kein Attest, dass jemand
gerade eine Schülerphobie bekommen hat oder wegen eines Pflegefalls
in der Verwandtschaft nicht erwerbsfähig sein kann.
- Es gibt keine „Sozialbetrügereien“ mehr, die derzeit Polizei,
Staatsanwaltschaften, Gerichte und Verwaltungsbehörden beschäftigen.
- Es ist in der Summe viel günstiger als alles, was wir bisher
haben, weil wir mit fast keinem Aufwand Geld zu den Bürgern
transferieren, anstatt es im Verwaltungsapparat zu verbrauchen.
Wenn Ihnen die Idee des Bürgergelds bisher nicht geläufig ist,
lassen Sie sich mal einen Moment darauf ein. Vergessen Sie
wenigstens kurz das, was Sie als Sozialstaat kennen, werden Sie
nicht gleich zum Anwalt von irgendwem, sondern träumen Sie einmal
mit, was wäre wenn.
Ein Handwerker macht pleite. Damit wird er seinen bis dato gewohnten
Lebensstandard nicht halten können, das ist klar. Aber er muss sich
auch nicht in seiner Werkstatt aufhängen, weil er keinen Ausweg mehr
sieht: er hat immerhin noch sein Bürgergeld, an das niemand ran
kommt (pfändungssicher). Und die verschiedenen
Insolvenzmöglichkeiten müssen ja vielleicht gar nicht groß tangiert
werden (die Privatinsolvenz hat schon einer Menge völlig
überschuldeter Menschen geholfen). Das einzige, was also pekuniär
passiert, ist ein Sturz vom bisherigen Status quo auf das
Bürgergeld-Level.
Jemand trennt sich von seinem Lebensgefährten. Niemals wird sie oder
er nun ohne alles da stehen müssen – das Bürgergeld gibt es immer,
zur Not auch bar auf die Hand. Keine Überprüfung von Sparstrümpfen
oder Ähnliches ist nötig.
Das Bürgergeld wird vom Finanzamt ausgezahlt. Das kennt uns eh
splitternackt. Es weiß, was wir verdienen, welche Sparbücher wir
haben – alles. Was es nicht weiß, darf es sich weis machen. Dagegen
ist nicht zu viel einzuwenden. Beim Bürgergeld passiert nun
Folgendes: Das Finanzamt schreibt Ihnen zunächst monatlich ihr
Bürgergeld gut – konkret: es überweist es auf Ihr Konto. Es sei
denn, Sie haben in letzter Zeit Geld verdient, das versteuert werden
muss – dann mindert sich der Betrag oder er löst sich in null auf
oder er wird negativ, d.h. Sie zahlen Steuern mehr oder weniger wie
bisher. Dafür gibt es eine simple Tabelle. Wer nichts verdient,
bekommt das volle Bürgergeld. Das muss knapp bemessen sein, sonst
gibt es keinen Anreiz, selbst etwas zu verdienen – und Nichtstun
wird für alle irgendwann zu teuer, weil wir nicht wie die
OPEC-Länder als Staat einfach vom Ölverkauf leben können. 500 Euro
reichen da pro Nase vollends aus – und zwar unabhängig davon, wo
jemand wohnt, wie er wohnt etc. Das ist Freiheit, auch wenn es der
Einzelne mal als Zumutung erlebt! Aber ich muss nun mal nicht im
teuren München wohnen, wo die Mietpreise 52% über dem
Bundesdurchschnitt liegen – ich kann auch nach Bremerhaven ziehen,
wo die Mieten im Schnitt nur ein Drittel von denen der Isar-Stadt
betragen.
Es gibt auch keine Probleme mit Ihrem Vermögen: denn Ihren Verdienst
haben Sie bereits versteuert, auch ihr Erbe, die erhaltene
Schenkung, den Lottogewinn – whatever. Für das Bürgergeld müssen Sie
nicht wie bei Hartz-IV endlose Formulare ausfüllen. Es reicht, Ihrem
Finanzamt heute zu sagen: „Hallo Mädels, ich verdiene seit gestern
kein Geld mehr, bitte macht die Abrechnung fertig und überweist mir
fortan mein Bürgergeld.“
Warum bitte sollte ein Studi Geld vom Staat bekommen, ein Azubi aber
muss ihm was geben? Das ist Irrsinn, zumal der Student, dessen
Eltern Vermögen haben, nach der BAFÖG-Prüfung nichts bekommt, obwohl
sie ihn an der ganz kurzen Leine führen. Was soll ein Kindergeld von
125 Euro monatlich, wo doch die Kosten für die Aufzucht eher bei 600
EUR pro Monat liegen?
Auf Regelungen, wie wir sie bisher haben, kommt nur, wer sich für
Gott hält – ein wenig jedenfalls: berufen, über alles und jeden zu
entscheiden.
Das Bürgergeld brächte Einsparungen, Gerechtigkeit und Freiheit.
Freiheit z.B. für Kinder. Wer heute 23 ist und studiert, dessen
Eltern bekommen Kindergeld. Heiratet der 23-jährige, gibt’s nix mehr
– denn Ehepartner können ja kaum noch Kinder sein, wir sind
schließlich nicht in Indien. Also gewinnt, wer sich auskennt und
kalkuliert. Warum eigentlich?
Wer mit 18 Jahren zuhause ausziehen will, der soll es tun – und da
sie oder er mit dem Bürgergeld über die Runden kommen wird, brauchen
wir kein Jugendamt, das prüft, wie schlimm es denn in der Familie
wirklich ist und ob die bösen Eltern unterhaltspflichtig bleiben.
Vielleicht sollten wir dieses Recht aber nicht erst ab dem Moment
zubilligen, wo jemand auch andere Menschen wehrbedingt erschießen
darf, sondern früher. Wir sollten doch demjenigen, der strafmündig
ist und in den Jugendknast wandern darf durchaus zubilligen, auch
kriminalitätsverhindernd tätig zu werden. Wie man das im Detail
regelt, können wir noch diskutieren – vielleicht muss jemand dann
nachweisen, dass er zur Oma gezogen ist oder zu den Eltern eines
Klassenkameraden. Aber wir sollten unsere jüngeren Mitbürger nicht
solange für unreif halten, ihr Leben teilweise selbst in die Hand zu
nehmen, bis sie beim Bund dienen oder studieren.
Man kann dann noch diskutieren, ob jeder Erdenbürger den gleichen
Betrag bekommt, oder ob Minderjährigen weniger zusteht (wie in den
meisten Modellen vorgeschlagen). Zumindest ab der Volljährigkeit
aber gibt es keinen Unterschied mehr, ob nun jemand noch Schüler
ist, Student, Auszubildender, Arbeiter, Vagabund oder Rentner: Jeder
bekommt das Gleiche!
Mit dem Bürgergeld lassen sich keine Sprünge machen, aber es reicht
eben auch, um durchzukommen – und mehr muss es nicht sein! Wenn sich
damit aber neue Wohngemeinschaften bilden, wenn Leute ihr Bürgergeld
als Startkapital für eine gemeinsames Projekt zusammenwerfen:
wunderbar. Wenn sie es einfach nur versaufen: ihr Ding.
Mit dem Bürgergeld werden die bisherigen Sozialversicherungen in
ihrem sinnvollen Kern nicht überflüssig: Nichts spricht gegen die
Arbeitslosenversicherung, wenn wir sie denn zeitlich begrenzen und
damit endlich wieder bezahlbar machen. Wer aber dauerhaft keinen Job
mehr findet, der muss sich mit dem Bürgergeld abfinden – oder mit
dem, was er privat gespart oder an individuellen Versicherungen
abgeschlossen hat – das geht uns als Solidargemeinschaft nichts an.
Aber: die bisherigen vielfältigen Extrazahlungen entfallen
ersatzlos! Es braucht kein Wohngeld, wenn damit nicht in Wahrheit
Vermieter subventionieren will! Es braucht keine extra Zahlung zur
Kommunion, weil man auch von dem bescheidenen Bürgergeld etwas zur
Seite legen kann, vor allem aber: man darf und soll ja selbst Geld
verdienen. Ob das nun ein „Ein-Euro-Job“ ist oder eine Tätigkeit
nach Tarifvertrag sein muss – ein jeder darf es selbst entscheiden.
Auch bei der Rente müsste niemand mehr bevormundet werden, wie dies
bisher geschieht. Unsere täglichen BILD-Schlagzeilen „Renten
sinken!“ oder „Müssen wir alle 50 Stunden arbeiten“ sind nur
möglich, weil Politiker in ihrem Allmachtswahn alles entscheiden,
was eigentlich der individuellen Freiheit zuzurechnen ist. Wieso
wird beim Arbeitnehmer der Rentenbetrag vom Lohn abgezogen? Weil die
Politik ihn für zu dusselig hält, selbst etwas auf die hohe Kante zu
legen. So war das aber nie gedacht – wenngleich der Anspruch der
Politik-Bosse, über die Arbeit zu bestimmen und damit die Untertanen
fest im Griff zu haben, uraltes Herrschaftsprinzip ist.
Rentenzahlungen gab es ursprünglich mal ab dem 70. Geburtstag – bei
einer durchschnittlichen Lebenserwartung von unter 40 Jahren und
angesichts der harten Arbeitsbedingungen und primitiver Medizin ab
einem Zeitpunkt, da der Mensch kaum noch produktiv sein konnte.
Dementsprechend lag der Rentenbeitrag bei durchschnittlich 1,7%. Wer
heute hingegen mit 60 in Rente geht, hat als Mann statistisch noch
19 Jahre zu leben, als Frau sogar 24 – Tendenz weiter steigend.
Selbst die immensen 19% Rentenbeitrag – über 1.000% Steigerung seit
Bismarcks erster gesetzlichen Rentenversicherung für
Industriearbeiter von 1889 - reichen da schon längst nicht mehr.
Doch anstatt zu der simplen Erkenntnis zu gelangen, dass wir so
langes Nichtstun als Gesellschaft nicht finanzieren können – und
erst recht auch nicht wollen – werden Kommissionen und
Beratergremien eingesetzt, die letztendlich Gesetze vorzuschlagen
haben, mit denen alles bleiben kann wie es ist. Vorgebliche
Fachleute, die regeln sollen, was wir wollen – so wenigstens die
demokratische Utopie! Das kann nicht gehen, wie jedes Kind weiß,
aber Politiker halten es für möglich, weil sie es glauben wollen,
denn davon leben sie.
Wieso gibt es ein gesetzliches Rentenalter? Warum kann ich nicht –
wenn schon Rentenbeiträge von meinem Geld abgezogen werden – völlig
frei selbst entscheiden, wie lange ich arbeiten möchte? Der
Auszahlungsbetrag lässt sich heute mit dem Computer doch exakt
berechnen, abhängig von den eingezahlten Beträgen und der
statistischen Lebenserwartung.
Es ist okay, wenn wir gesellschaftlich beschließen, dass es Anreize
für die „Altersvorsorge“ geben soll. Aber ein System heutigen
Ausmaßes ist dafür definitiv nicht notwendig. Das Bürgergeld würde
auch hier eine solide Grundlage schaffen: denn es steht ja jedem zu,
also auch nach der Erwerbsphase. Wer mehr haben möchte, kann Geld
sparen, in Wohnungen investieren, Aktien kaufen oder eine private
Rentenversicherung abschließen. Diese Freiheit sollten die 20- und
30-Jährigen für sich einfordern: dass sie nicht jetzt schon für
irgendwann in vielen Jahrzehnten einmal zwangsweise zur Kasse
gebeten werden, sondern dass sie jetzt ihr Gehalt voll in die
Familie stecken, in das Häuschen, die Wohnung, den Urlaub, was auch
immer. Und wer mit 57 Jahren in den Sack hauen will, der kann ja
selbst rechnen – und vielleicht auch an Zwischentönen Gefallen
finden: noch ein wenig arbeiten, nur saisonal im Sommer auf
Norderney.
Wer heute 1000 Euro Rente bekommt, hat etwa 2500 EUR monatlich
verdient; mit dem Lebensgefährten zusammen steht mit dem Bürgergeld
genauso viel zur Verfügung, und das zu jedem beliebigen Zeitpunkt.
Wer deutlich mehr erhält, hat auch deutlich mehr verdient – und
sollte in der Lage sein, selbst für sich zu entscheiden. Die
Abhängigkeit der Familienmitglieder ist ja dank ihres eigenen
Bürgergelds gemindert.
Natürlich fängt das Bürgergeld keine Katastrophen auf. Das muss an
anderer Stelle geregelt werden:
Wer mit seiner Firma gerade den Bach runter geht, der muss im
Interesse des Gemeinwohls Hilfe erfahren, also den
Unternehmensberater gestellt bekommen, wenn er es denn möchte.
Schließlich ist es nicht unser Interesse, dass irgendwer Pleite
macht – aber es ist auch nicht unser Interesse, unrentable
Unternehmungen zu stützen (wie dies bei der Ich-AG mannigfach der
Fall ist), es sei denn, wir entscheiden uns frei dazu – und wollen
eben billigen oder gar kostenlose Nahverkehr, einen Bauernhof im
Dorf oder musikalische Bildung für alle. Solange dies die
Entscheidung der Mitbürger ist, die es betrifft, und nicht eine
bürokratische Entscheidung, soll es gut sein. Hierfür müssen die
Bezirksparlamente deutlich gestärkt und komplett neu besetzt werden,
zu Bürgerräten werden, aber dann sollen sie das alles machen dürfen.
Wir müssen nur ganz dringend weg von der Idee, eine
bundeseinheitliche Gesetzgebung und Rechtsprechung wäre in der Lage,
jeden individuellen Fall formal-gerecht zu erfassen und zu
behandeln.
Stattdessen braucht es eine Solidargemeinschaft, die die großen
Schicksalsschläge gemeinsam trägt. Dazu gehört die
Krankenversicherung (im nächsten Kapitel ausführlich): Völliger
Humbug, sie nicht für alle Lebensbereiche gelten zu lassen. Warum
ist eine andere Versicherung für Unfälle auf dem Weg zur Arbeit
zuständig, wieder eine andere, wenn ich mich bei der ehrenamtlichen
Vereinstätigkeit am Nachmittag verletze? Bezahlt werden muss es eh,
aber wir können es billiger haben, wenn wir auf viele Verwaltungen
und ihre Abteilungsleiter und Direktoren verzichten. Eine
Krankenversicherung braucht jeder, also bekommt sie auch jeder,
steuerfinanziert und selbstverständlich mit Eigenbeteiligung. Eine
Haftpflichtversicherung braucht ebenfalls jeder, also gibt es auch
die automatisch. Sie kostet fast nichts und hilft ja keineswegs nur
dem „Schadenverursacher“, sondern auch dem Opfer, das bei einem
nicht Versicherten schnell in die leere Röhre schaut, Anspruch hin
oder her. Also: Haftpflicht für jeden, da braucht es dann auch kein
einziges Formular für. Ebenso für die Rechtsschutzversicherung: eine
Basisausstattung ist hier längst nötig, um wieder „Waffengleichheit“
herzustellen. Heute genügt ja schon das Drohen mit einer Klage, die
von der Rechtsschutzversicherung übernommen wird, und der Gegner
knickt ein. Natürlich braucht es hohe Hürden, was eine
Rechtsschutzversicherung übernimmt - also hier: der Staat an Kosten
trägt – wie es im übrigen auch viel höhere Hürden braucht, was ein
Gericht verhandelt und was es als Lappalien oder Kindereien oder
einfach nicht justitiable Streitereien ablehnt. Und Schließlich muss
es noch die „Lebensversicherung“ geben, also eine
„Hinterbliebenenzahlung“ für Familienangehörige, gestaffelt nach
Alter des Verstorbenen. Auch hierfür gilt: kein Formular, keine
Eingangsuntersuchung, nichts. Stattdessen: Gerechtigkeit. Wer mehr
will, kann weiterhin nach Lust und Laune Versicherungen abschließen,
aber die Grundsicherung liegt uns gemeinschaftlich am Herzen.
Auch Steuerberatung kann keine Frage des persönlichen Investments
sein. Wenn es denn zu schwierig ist, selbst die Steuererklärung mit
dem richtigen Ergebnis zu liefern, dann muss die Beratung dafür
selbstverständlich vom Staat gezahlt werden, der ja schließlich die
Gesetze gemacht hat und von uns Kohle haben will.
All diese sozialen Absicherungen, die der Staat über seine
Finanzämter erledigt, sollen dafür sorgen, dass niemand zu tief
fällt, wenn es sich vermeiden lässt, dass Grundrisiken gemindert
werden, wobei das Bürgergeld die einzig frei verfügbare Komponente
ist (man kann also natürlich nicht auf die Lebensversicherung
verzichten und dafür monatlich mehr bekommen). Das ist dann
möglicherweise ein sozialer Staat. Im Übrigen hat die hier
vorgeschlagene Sicherung nichts mit der „Bürgerversicherung“ zu tun,
mit der uns die grüne Politik nervt. Sie will einfach nur alle zu
Zahlungspflichtigen für ein bestehendes, marodes Krankenkassensystem
machen. Das ist quadrierter Quatsch. Es gibt eine personengebundene
Einnahme des Staates, das ist die Einkommensteuer, und damit muss
alles abgedeckt sein, was der Einzelne verdienstabhängig
aufzubringen hat – oder eben auch im negativen Fall, was der
Einzelne zu erhalten hat.
Das Bürgergeld macht mich frei zu studieren, Praktika zu
absolvieren, durch die Welt zu reisen – und das alles wird mich
stärken und motivieren, weiter zu kommen. Die wenigen, die nicht
Feuer fangen und meinen, es ließe sich auch dauerhaft gut mit dem
Bürgergeld leben – die sollen es tun, denn sie tun es bisher auch
schon, nur mit einer größeren Verfügungsmasse – eben den vielen
verschiedenen beziehbaren Transferleistungen - bei gleichzeitiger
gesellschaftlicher Isolation.
Den größten Skeptikern möchte man zurufen: Lasst es uns doch
wenigstens mal probieren! Schließlich gab es das noch nie, es ist
doch einen Versuch wert! Nur: diskutiert es nicht mit Politikern,
Gewerkschaftsfunktionären, Krankenkassenvertretern,
Rathausmitarbeitern – kurz allen, die vom bisherigen System
profitieren, die ihre Macht, ihre berufliche Existenz nur dem
bisherigen System der totalen Überwachung verdanken, indem die
Briefmarken nachgezählt werden, die ein Arbeitsloser auf seine
Bewerbungen geklebt haben will, und in dem der Sozialamtsmitarbeiter
zu Hause einen Liegetest im Ehebett macht, um zu prüfen, ob man
darin noch schlafen kann oder ob es ein neues Staatsbett braucht.
Sie werden es einen „Anschlag auf den Sozialstaat“ nennen, was in
Wahrheit nur ein Ende der Bevormundung ist.
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Auszug aus:
Timo Rieg
Verbannung nach Helgoland (bei amazon)
Reich & glücklich ohne Politiker -
Ein Masterplan für alle Stammtische und Kegelclubs draußen im Land
Hardcover, 320 Seiten, EUR 13,50
ISBN 3-928781-11-1
Grundeinkommen
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wechseln zu: Navigation, Suche
Das sogenannte Grundeinkommen bezeichnet ein wirtschafts- und
gesellschaftspolitisches Konzept, nach dem jeder Staatsbürger einen
gesetzlichen Anspruch auf eine regelmäßige monatliche Geldzahlung
durch den Staat haben sollte, welche ihm einen minimalen
Lebensstandard garantieren soll. Verwandte oder ähnliche Begriffe
sind Bürgergeld, Bürgergehalt, Existenzgeld, Sozialdividende und
negative Einkommensteuer. Verschiedene Varianten oder Ansätze in
diese Richtung wurden und werden in mehreren Parteien diskutiert,
sowohl bei den Grünen, als auch bei Linkspartei und FDP.
Inhaltsverzeichnis
• 1 Historie
• 2 Ziele
• 3 Auswirkungen
o 3.1 gesamtwirtschaftliche Auswirkungen
o 3.2 gesellschaftliche und soziale Auswirkungen
o 3.3 Arbeitsmarktpolitische Auswirkungen
• 4 Finanzierbarkeit aus der Sicht der Befürworter
• 5 Kritik
o 5.1 Problem der Finanzierbarkeit
o 5.2 Bedingungslose Grundversorgung ist kein Menschenrecht
o 5.3 Zusammenhang von Arbeit und Lohn
• 6 Zitate
• 7 Siehe auch
• 8 Literatur
• 9 Weblinks
Historie
Die Forderung, dass eine Gesellschaft Sorge für die materielle
Existenz aller ihrer Mitglieder tragen müsse, findet sich erstmalig
bei Thomas Morus, Campanella, Charles Fourier und bei Karl Marx.
Marx' Schwiegersohn Paul Lafargue wandte sich gegen einen
Arbeitskult, die Arbeit als Selbstzweck, und nicht als bloßes Mittel
zum Auskommen begreife. Der Mathematiker Bertrand Russell griff
Lafargues Gedanken in seinem Essay Lob des Müßiggangs wieder auf und
plädierte für ein Grundeinkommen.
Ausformuliert wurde ein Konzept eines garantierten Grundeinkommens
bereits 1848 von Joseph Carlier ("Solution of the Social Question",
Brüssel 1848) und Popper-Lynkeus („Die allgemeine Nährpflicht als
Lösung der sozialen Frage“, Leipzig 1912). In Österreich wurde der
erste Vorschlag von Lieselotte Wohlgenannt und Herwig Büchele
vorgelegt.
Die Idee eines staatlichen Grundeinkommens folgt den Vorschlägen
Milton Friedmans, der sich Anfang der 70er Jahre des 20.
Jahrhunderts an der Debatte um die Reform des US-amerikanischen
Sozialsystems beteiligt hat. Seine Vorstellung einer negativen
Einkommenssteuer war einer von drei Vorschlägen (neben dem Lampman-Green-Plan
und dem Tobin-Plan).
Angesichts einer Debatte um effektivere Ressourcennutzung
(Taylorismus, Rationalisierung, Automatisierung,
Dienstleistungsgesellschaft) wurde angenommen, es würde zu einem
Verschwinden der Arbeit (Hermann Glaser) oder zu einem Ende der
Arbeit (Jeremy Rifkin) kommen, das neue Modalitäten der Verteilung
des Wohlstands, und einen neuen philosophischen Blick auf Arbeit
erfordern würde: Wenn Wertschöpfung mit immer weniger menschlicher
Arbeit geschehen könne, so müsse gewährleistet sein, dass
diejenigen, die zur Schaffung des Wertes nun nicht mehr notwendig
sind, ebenso von ihm profitieren können.
Diese Ansicht ist umstritten. Sie steht im Gegensatz beispielsweise
zur Arbeitsethik des Protestantismus calvinistischer Prägung und dem
entsprechenden Menschenbild.
So findet man im Zuge der Reform-Debatte aktuell zwar Fürsprecher
aus Kultur und Wissenschaft, aber nur wenige Vertreter aus der
Politik, die solche Konzepte öffentlich vertreten würden. Eine
Vertreterin ist beispielsweise Katja Kipping aus der Linkspartei als
Sprecherin des Netzwerk Grundeinkommen. Sie fordert u.a. ein
Grundeinkommen für Arbeitslose in strukturschwachen Gebieten
Ostdeutschlands. Weiterhin gibt es auch verschiedene Vorschläge zum
Bürgergeld aus den Reihen der FDP, die 1995 den Begriff der
negativen Einkommenssteuer im Einkommenssteuergesetz verankern ließ
(Entschluss der FDP zum Bürgergeld (PDF)). Bei diesen beiden
Beispielen ist jedoch zu beachten, dass sich die Rahmenbedingungen,
unter denen Grundeinkommen vorgeschlagen werden, deutlich
voneinander unterscheiden können.
Ziele
Als übergeordnete Ziele werden die Lösung der Krise angesehen, in
der sich die Arbeitsgesellschaft - oft als Folge der technologischen
Rationalisierungsdynamik - befinde sowie die Erfüllung folgender
proklamierter Menschenrechte:
• Jeder Mensch habe als Mitglied der Gesellschaft Recht auf soziale
Sicherheit; er habe Anspruch darauf, durch innerstaatliche Maßnahmen
und internationale Zusammenarbeit unter Berücksichtigung der
Organisation und der Hilfsmittel jedes Staates in den Genuss der für
seine Würde und die freie Entwicklung seiner Persönlichkeit
unentbehrlichen wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte zu
gelangen.
• Jeder Mensch habe Anspruch auf eine Lebenshaltung, die seine und
seiner Familie Gesundheit und Wohlbefinden einschließlich Nahrung,
Kleidung, Wohnung, ärztlicher Betreuung und der notwendigen
Leistungen der sozialen Fürsorge gewährleistet; er habe das Recht
auf Sicherheit im Falle von Arbeitslosigkeit, Krankheit,
Invalidität, Verwitwung, Alter und von anderweitigem Verlust seiner
Unterhaltsmittel durch unverschuldete Umstände.
• Jeder Mensch habe das Recht, am kulturellen Leben der Gemeinschaft
frei teilzunehmen, sich der Künste zu erfreuen und am
wissenschaftlichen Fortschritt und dessen Wohltaten teilzuhaben.
Durch ein garantiertes Grundeinkommen soll soziale Sicherheit von
der Notwendigkeit der Erwerbsarbeit abgekoppelt bleiben.
Neben auf moralischen Kriterien basierenden Zielen gibt es auch
vorwiegend an Effizienz orientierte pragmatische Ziele: So soll
beispielsweise durch ein sich aus Negativsteuern ergebendes
Grundeinkommen auch eine höhere Effizienz in der Mittelzuweisung
erreicht werden. Dies könne im Zusammenhang mit Einsparungen in der
Verwaltung der Sozialhilfe oder im Zusammenhang ganzheitlicher
Konzepte zur Steuervereinfachung geschehen.
Befürworter sehen folgende Vorteile:
Auswirkungen
gesamtwirtschaftliche Auswirkungen
• Erheblicher Bürokratieabbau mit volkswirtschaftlichem Nutzen, denn
Sozialhilfe, Arbeitslosenversicherung, Rentenversicherung, BAföG,
Kindergeld, Beamten-Pensionen usw. können entfallen, bzw. auf
freiwillige private Vorsorge reduziert werden.
• Durch eine stärkere Umverteilung würde sich die Konsumproblematik
bei schwachem Binnenmarkt entspannen. Makroökonomisch wäre diese
Umverteilung ein Nullsummenspiel - eine Schwächung der Wertschöpfung
also nicht zu erwarten.
• Senkung von Markteintrittshürden bei kleinen Nachwuchsunternehmen,
damit Schaffung von Arbeitsplätzen.
• Unternehmer sind angesichts der Existenz eines ausreichenden
bedingungslosen Grundeinkommens von ihrer Verantwortung als
Arbeitgeber weitgehend befreit und können ohne schlechtes Gewissen
und öffentliche Denunziation Rationalisierungschancen radikal und
offensiv ausnutzen, selbst wenn dies Entlassungen bedeutet.
• Für die Bürger lohnt es sich verstärkt, auch niedrig entlohnte
Tätigkeiten aufzunehmen, da der Lohn zusätzlich zum Bürgergeld
gezahlt wird. Damit sinkt der Druck auf die Wirtschaft Arbeiten in
Niedriglohnländer zu verlagern.
gesellschaftliche und soziale Auswirkungen
• Ohne Kontrollmaßnahmen wird ein möglicher Missbrauch des
Sozialsystems vermieden und trotzdem die Privatsphäre des Einzelnen
gewährleistet.
• Die Möglichkeiten für Teilzeitarbeit würden sich durch geringere
Arbeitsmarkteintrittshürden erhöhen, was auch für die Geburtenraten
positiv sein könnte.
• Gemeinnützige soziale, sportliche, wissenschaftliche und
künstlerische Aktivitäten werden gefördert. Statt häufigen
Behördengängen und der entsprechenden Bürokratie haben Betroffene
genug Zeit und Muße für unbürokratisches, selbstorganisiertes
Engagement in Bereichen wie Hobby (Freizeit, Amateur, DIY),
Vereinen, Selbsthilfegruppen, wovon wiederum auch die
Gesamtgesellschaft profitiert.
• Der Status der Arbeitslosigkeit oder Sozialhilfe als Stigma für
die Betroffenen, das teilweise mangels finanzieller Möglichkeiten
mit Ausgrenzung von der Teilhabe an der Gesellschaft und dem
kulturellen Leben, aber oft auch mit persönlicher Mut- und
Perspektivlosigkeit und geringem Ansehen in der öffentlichen Meinung
verbunden ist, verändert sich. Man definiert sich weniger über den
Arbeitsplatz als über die Tätigkeiten, die man ausübt.
Arbeitsmarktpolitische Auswirkungen
• Anreiz für Arbeitgeber, Arbeitsplätze für Arbeitnehmer attraktiv
zu gestalten
• Arbeitnehmer sind eher bereit, einen Arbeitsplatz aufzugeben und
sich einen besser zu ihnen passenden zu suchen. Die Folge ist eine
höhere Arbeitsmotivation und höhere Arbeitsproduktivität.
• Ein Arbeitssuchender ist eher bereit, eine Tätigkeit mit
niedrigerem Arbeitsentgelt anzutreten, weil...
1. die finanzielle Arbeitsmarkteintrittshürde sinkt und
2. sich sein Gesamteinkommen gegenüber der Arbeitslosigkeit in jedem
Falle erheblich bessert und
3. er keine Nachteile bei etwaiger erneuter Arbeitslosigkeit
(Verringerung seiner Arbeitslosenbezüge) fürchten muss.
• Durch eine gerechtere Umverteilung würde sich die
Konsumproblematik bei schwachem Binnenmarkt entspannen.
Makroökonomisch wäre diese Umverteilung als Nullsummenspiel möglich
- eine Schwächung der Wertschöpfung also nicht zu erwarten.
Finanzierbarkeit aus der Sicht der Befürworter
Zur Finanzierung des „garantierten Grundeinkommens“ gibt es
verschiedene Modelle. Die Vorstellungen über die Höhe des
Grundeinkommen reichen vom Existenzminimum bis hin zu
durchschnittlichem Lebensstandard.
Eine realistische Finanzierungsrechnung muss einerseits Einsparungen
bei der Sozialbürokratie und im Sozialversicherungssystem
gegenrechnen, andererseits ist eine gute Prognose über die
Entwicklung der Wertschöpfung und des Anteils der
Netto-Grundeinkommensempfänger unter Bedingungen einer
„Grundeinkommensgesellschaft“ zu vermuten. Eine
Finanzierungsrechnung haben Pelzer und Fischer versucht. Ein sehr
unterschiedliches Modell bietet der Vorschlag, das Grundeinkommen
über eine einzige Konsumsteuer zu bewerkstelligen.
Grundsätzliche Rechnung: Würde man das aktuell gesetzlich
festgelegte Existenzminimum von 7664 € pro Jahr auf alle 82
Millionen deutschen Bürger verteilen, so müsste der Staat die Summe
von etwa 620 Milliarden Euro dafür aufbringen. Das liegt 200
Milliarden Euro über den aktuellen Steuereinnahmen im Jahr.
Anzumerken ist aber, dass die gesamten Sozialausgaben des Staates
momentan noch einmal um 100 Milliarden Euro höher sind. Diese
Sozialausgaben (minus Aufwendungen für die weiterhin nötige
Krankenversicherung) sowie dann überflüssige bürokratische
Institutionen ließen sich einsparen. Weiterhin beruht diese Rechnung
auf der Annahme, dass wirklich jeder Bürger ein Grundeinkommen
bezieht, wie es in den wenigsten Modellen vorgesehen ist.
Aufwendungen für die Krankenversicherung durch den Staat sind
allerdings weiterhin aufzubringen.
Kritik
Gegner des Grundeinkommens verweisen in ihrer Kritik unter anderem
auf folgende Punkte:
Problem der Finanzierbarkeit
Kritiker bezweifeln die Finanzierbarkeit des Konzepts. Es ist
fraglich, ob die Einsparungen bei Rentenzuschüssen, Kindergeld,
Erziehungsgeld, Sozialhilfe, Arbeitslosengeld II und weiteren
Sozialausgaben sowie beim Personal in den entsprechenden Ämtern
ausreichen würden und ob tatsächlich Steuermehreinnahmen durch eine
Kaufkraftsteigerung und ein höheres Wirtschaftswachstum erzielt
werden können. Auch der Vorschlag von Götz Werner zur Finanzierung
des Konzeptes durch Erhöhung der Mehrwertsteuer, erscheint sehr vage
und nur langsam durchzuführen. Insgesamt hat man bisher mit keiner
Variante ausreichend Erfahrungen gemacht, die das Unterfangen in der
Öffentlichkeit durchsetzungsfähig gemacht hätten.
Bedingungslose Grundversorgung ist kein Menschenrecht
Die Menschenrechte der Vereinten Nationen schreiben das Recht auf
soziale Sicherheit und einen angemessenen Lebensunterhalt fest,
sehen aber kein Recht auf eine generelle Grundvorsorgung in jedem
Fall vor und beschränken den Anspruch auf staatliche
Unterhaltsmittel auf die Fälle von unverschuldeten Umständen. Im
Gegenzug statuiert die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, dass
jeder Mensch auch Pflichten gegenüber der Gemeinschaft zu erfüllen
hat. Dahingegen ist in Artikel 20 Abs. 1 des Grundgesetzes der
Bundesrepublik Deutschland das Sozialstaatsprinzip sehr wohl
festgeschrieben. Zwar listet unsere Verfassung keine sozialen
Grundrechte explizit auf, doch wird ein Leben in Würde im Rahmen des
Sozialgesetzbuchs Erstes Buch (SGB I) geregelt. Auf dieser Grundlage
basieren die weiteren deutschen Sozialgesetzbücher. Das
Sozialstaatsprinzip gehört im übrigen zu den Staatsprinzipien die,
nach Artikel 79 Abs. 3 des Grundgesetzes, auch durch eine
Grundgesetzänderung nicht aufgegeben werden dürfen.
Zusammenhang von Arbeit und Lohn
Befürworter einer nachkapitalistischen Gesellschaft propagieren
einen Typ von Grundeinkommen mit teilweiser oder vollständiger
Abschaffung der Lohnarbeit und die Vorwegnahme der Verteilung des
Reichtums. Der Leistungsgedanke würde dabei abgewürgt, ein
Niedergang der Produktivität wäre die Folge fehlender
Leistungsanreize, die so nur bei herkömmlicher Lohnarbeit bestünden.
Arbeiten würden Menschen also nur, wenn sie sonst von Not bedroht
seien.
Zitate
Wir leben heute in einem Einkaufsparadies, das heißt, unsere
Fähigkeit, Güter und Dienstleistungen hervorzubringen, ist größer
als die Bedürfnisse der Menschen. (...) Die Produktivität hat die
Bedürfnisentwicklung längst überholt, wir haben gesättigte Märkte,
und wir brauchen immer weniger Menschen, um dieses Übermaß an Gütern
zu produzieren. Jetzt ist der Moment gekommen, in dem wir uns vom
Zwang der Arbeit befreien können. (...) Wenn aber die Menschen nicht
mehr arbeiten müssen, weil Maschinen das zu einem immer größeren
Teil erledigen - dann müssen wir sie eben mit Einkommen versorgen.
(Götz Werner, Gründer der Kette dm-drogerie markt, in der
Zeitschrift brand eins im März 2005, http://brandeins.de/home/inhalt_detail.asp?id=1644)
Seit 15 Jahren diskutiert man verschiedene Modelle. Das radikalste
stammt von dem französischen Denker André Gorz: Er spricht von einem
«bedingungslosen Grundeinkommen» für alle Bürgerinnen und Bürger.
Doch sein Ansatz erfordert harte Umverteilungsmaßnahmen, die in
einer parlamentarischen Demokratie sehr schwer durchsetzbar wären.
(Peter Glotz, SPD-Politiker und Professor an der Universität St.
Gallen, in Brückenbauer Nr. 28, 11.07.2000)
Siehe auch
• Grundsicherung
• Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe
• Arbeit, Arbeitslosigkeit
• Arbeitsethik
• Ulmer Modell
• Überflussgesellschaft
• André Gorz
• Es gibt auch englischsprachige Informationen mit mehr Bezug auf
internationale Diskussionen und Literaturen in der englischen
Wikipedia: "Guaranteed minimum income"
Literatur
• Der Lohn der Angst - Grundsätzliches Essay zum Grundeinkommen bei
der Wirtschaftszeitschrift brand eins
• Die Wirtschaft befreit den Menschen von der Arbeit - Interview der
Stuttgarter Zeitung mit Götz Werner, Unternehmer
• Ronald Blaschke: Garantiertes Grundeinkommen. Entwürfe und
Begründungen aus den letzten 20 Jahren, Frage- und Problemstellungen
(PDF 245 KB)
• Manuel Franzmann: Was spricht für die Einführung eines
bedingungslos gezahlten, ausreichenden Grundeinkommens? (Vortrag auf
dem 2. Treffen des Netzwerk Grundeinkommen, Berlin, 11.-12. Dezember
2004, im Workshop 1 „Bedingungsloses Grundeinkommen?“ im Rahmen der
Konferenz „Zukunft der Gerechtigkeit“ der Heinrich Böll-Stiftung.
Vortragsmanuskript, Frankfurt/M., 23 S. (PDF 629 KB)
• Alban Knecht: Bürgergeld: Armut bekämpfen ohne Sozialhilfe.
Negative Einkommensteuer, Kombilohn, Bürgerarbeit und RMI als neue
Wege. Vorwort von Isidor Wallimann. Bern, Stuttgart, Wien: Haupt
Verlag, 2002
• Alban Knecht: Bürgergeld und soziale Integration Manuskript, 7 S.,
München, 2003.( PDF 146 KB)
• Ulrich Oevermann: Kann Arbeitsleistung weiterhin als basales
Kriterium der Verteilungsgerechtigkeit dienen? Manuskript, 19 S.,
Frankfurt am Main, 1983. (PDF 48 KB)
• Ulrich Oevermann: Die Krise der Arbeitsgesellschaft und das
Bewährungsproblem des modernen Subjekts. (Vortrag auf der
Sommerakademie der Studienstiftung des deutschen Volkes in St.
Johann (Südtirol) am 15.09.1999) Manuskript, 19 S., Frankfurt am
Main, 1999. (PDF 64 KB)
• Helmut Pelzer: Bedingungsloses Grundeinkommen: Realisierung nicht
ohne Finanzierung. In: Allmendinger, Jutta (Hg.). Entstaatlichung
und soziale Sicherheit. Verhandlungen des 31. Kongresses der
Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Leipzig 2002. Beiträge aus
Arbeitsgruppen, Sektionssitzungen und den Ad-hoc-Gruppen (CD-ROM).
Opladen: Leske+Budrich, 2003.
• Helmut Pelzer/Ute Fischer: "Bedingungsloses Grundeinkommen für
alle" - Ein Vorschlag zur Gestaltung und Finanzierung der Zukunft
unserer sozialen Sicherung. Manuskript, 15S., 2004. (PDF)
• Manfred Füllsack: Leben ohne zu arbeiten? Zur Sozialtheorie des
Grundeinkommens. Berlin: Avinus 2002. Vortrag (Audio)
• Philippe Van Parijs: Basic Income. A simple and powerful idea for
the 21st century. Backgroundpaper des BIEN-Kongresses 2000, Louvain,
35 S, 2000. (PDF 109 KB)
• Karl Reitter: Garantiertes Grundeinkommen jetzt! in:
grundrisse.zeitschrift für linke Theorie und Debatte Nr. 12, Wien
2004
Weblinks
• Untersuchung der Eidgenössischen Steuerverwaltung
• Netzwerk Grundeinkommen (Deutschland), mit weiteren Links
• Netzwerk Grundeinkommen (Österreich)
• Sammlung von Beiträgen zum Existenzgeld, auch „graue“ Beiträge
• Argumente für ein leistungsunabhängiges Grundeinkommen
• www.archiv-grundeinkommen.de bietet Materialien zum Konzept
• Berechnung der Einstufensteuer mit und ohne Bürgergeld
• Der Lohn der Angst - Artikel des Wirtschaftsmagazins Brand Eins
(Ausgabe 7/2005) zu u.a. dem Grundeinkommen sowie der
Entwicklungsgeschichte des Arbeitsmarktes seit den Anfängen der
Industrialisierung
Von "http://de.wikipedia.org/wiki/Grundeinkommen"
Kategorien: Sozialstaat | Steuerrecht
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VORTRAGSREIHE
FORUM ZEITENWENDE
NEUES WIRTSCHAFTSSYSTEM
Betreff:
Natuerliche Oekonomie fuer nachhaltigen Wohlstand
Liebe Mitmenschen,
dieses Email ist nicht kommerziell. Sein Inhalt ist so brisant und
wichtig
fuer das Ueberleben der Menscheit, dass wir uns unter anderem fuer
diese Form
der Verbreitung entschieden haben. Sollten Sie sich durch dieses
Mail
belaestigt fuehlen, bitten wir aufrichtig um Entschuldigung.
Den Originaltext dieses Mails und weitere Informationen finden
Sie bei
www.joytopia.net
NATUERLICHE OEKONOMIE
FUER WELTWEITEN WOHLSTAND IN HARMONIE MIT DER NATUR
Liebe Leserin, lieber Leser,
wir Menschen sind in der Lage, die gesamte Menschheit mit Nahrung
zu
versorgen. Auf unserer Erde ist genug Platz, dass wir alle gemeinsam
in
Harmonie mit der Natur leben koennen.
Bislang scheiterte das noch am Geld. Das wird sich jetzt aendern.
Unser
moerderisches Wirtschaftssystem, das Jahrhunderte lang Kriege und
Naturkatastrophen verursacht hatte, ist jetzt dabei, sich selbst zu
zerstoeren.
Wir alle wissen und spueren das von Tag zu Tag deutlicher.
Wir Menschen haben jetzt die Wahl, zusammen mit dem alten System
unterzugehen, oder ein neues Modell des wirtschaftlichen Austausches
zu
erschaffen, das in Harmonie mit der Natur steht, nachhaltigen
Wohlstand fuer
alle Menschen ermoeglicht und damit die Ursachen von Krieg, Terror
und
Zerstoerung aus der Welt schafft.
Dieses Wirtschaftsmodell der Natuerlichen Oekonomie ist JETZT da!
Es ist voellig friedvoll. Es sieht einen sanften Uebergang vom alten
ins neue
System vor, bei dem niemand zu Schaden kommt und alle nur gewinnen
koennen.
Jeder Laie kann es sofort mit Herz und Verstand begreifen.
Wirtschafts-Fachleute brauchen moeglicherweise etwas laenger, da sie
sich
erst von den Dogmen des alten Systemes befreien muessen.
Da die natuerliche Oekonmie ein not-wendiger Schluessel zum
Ueberleben der
Menschheit ist , ist es sehr wichtig, alle Menschen weltweit in
kuerzester
Zeit darueber zu informieren. Danach koennen sie sich in
demokratischen
Wahlen dafuer oder dagegen entscheiden.
Bitte senden Sie deshalb dieses Email an so viele Menschen wie
moeglich
weiter!
(Benutzen Sie hierfuer bitte nicht die Funktion <Weiterleiten>,
sondern
kopieren Sie den Text in ein neues Email. Verwenden Sie die Funktion
<Blindkopie> / BCC wenn moeglich.)
Uebersetzen sie diesen Text in alle Sprachen der Welt! Drucken
sie ihn aus
und geben Sie Kopien an die Menschen, die nicht ueber Email
verfuegen! So
breitet sich die Botschaft in kurzer Zeit ueber den ganzen Erdball
aus, und
das Zeitalter von nachhaltigem Wohlstand, Frieden und Harmonie von
Mensch und
Natur ist nicht mehr aufzuhalten.
------------------------------------------------------
DIE NATUERLICHE OEKONOMIE
Die Natuerliche Oekonomie, auch Joytopia-Modell genannt, hat die
Natur zum
Vorbild, mit ihrem ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen. Dieser
sich
selbst regulierende Kreislauf funktioniert seit Milliarden von
Jahren.
Uebertragen auf die Wirtschaft ist er der Schluessel zu nachhaltigem
Wohlstand in Harmonie mit der Natur.
Das bringt uns die Natuerliche Oekonomie:
- Immer positive Kontostaende (keine Schuld (en) )
- Geldschoepfung fuer jeden Weltenbuerger, gleiche Rechte fuer alle
Staaten
- Buergergeld fuer alle Menschen weltweit
- Das einfachste Steuersystem der Welt
- Grosszuegiger Staatshaushalt fuer alle Laender
- Einfaches Gesundheits- und Sozialwesen
- Die Loesung von Arbeitslosigkeit und Schwarzarbeit
- Geringeres Preisniveau bei deutlich hoeheren Gewinnen
- Neue <sinnvolle> Maerkte fuer Industrie, Handel und Gewerbe
- Altersversorgung fuer alle Menschen weltweit
- Finanzielle Freiheit fuer alle. Geld ist kein Machtmittel mehr.
- Zinslose Kredite und Geldanlagen, Win-Win fuer alle Beteiligten
- Einklang von Oekonomie und Oekologie
- Ausgleich zwischen den bisher <armen> und <reichen> Laendern
Damit weltweiter Wohlstand in Harmonie mit der Natur.
Verrueckt? Zu schoen um wahr zu sein? Groessenwahnsinnig?
Wir werden im Folgenden die genannten Punkte einzeln belegen, und
zwar so
einfach, dass das jeder Mensch verstehen kann, der es verstehen
will.
Lassen Sie uns hierzu mit einer kleinen Geschichte beginnen:
------------------------------------------------------
Die Geschichte vom Kartoffelbauern
Zu einer Zeit, als es kein Geld gab, beschaeftigte Bauer Franz
einige
Arbeiter fuer die Kartoffelernte. Als Lohn wurde ein Pfund
Kartoffeln pro
Arbeitsstunde vereinbart.
Bauer Karl, Franzens Nachbar hatte seinen Kartoffelacker ein Jahr
brach
liegen lassen. Karl bat Franz, ihm 20 Saecke Kartoffeln auszuleihen.
Er werde
sie ihm ein Jahr spaeter zurueckgeben.
Ein halbes Jahr spaeter brauchte Bauer Franz wieder Arbeiter. Die
Arbeiter
sagten: Deine Kartoffeln sind nicht mehr neu und schmecken nicht
mehr so gut.
Unsere Arbeit ist jedoch noch genauso viel wert wie vor einem halben
Jahr.
Wir wollen deshalb eineinhalb Pfund Kartoffeln pro Arbeitstunde.
Franz
willigte ein.
Nach einem weiteren halben Jahr ist wieder Kartoffelernte. Franz
hat noch
alte Kartoffeln im Keller. Er laesst die Arbeiter waehlen: Ich biete
Euch
entweder ein Pfund neue oder zwei Pfund alte Kartoffeln pro
Arbeitsstunde.
Je nach Bedarf waehlten die Arbeiter die einfache Menge neue oder
die
doppelte Menge alte Kartoffeln. Einige waehlten auch eine
Kombination aus
beidem.
Nun ist auch Zeit fuer Karl, die geliehenen Kartoffeln
zurueckzugeben. Karl
bringt Franz 20 Saecke mit NEUEN Kartoffeln.
------------------------------------------------------
Drei Haupfunktionen des Geldes:
Unser herkoemmliches Geld vereinigt in sich zur Zeit drei
grundsaetzlich
verschiedene Hauptfunktionen.
1. Werteinheit
2. Zahlungsmittel
3. Wertspeicher
Wir haben uns an die unnatuerliche Vermischung dieser drei
unterschiedlichen
Funktionen derart gewoehnt, dass sie uns als gegeben erscheint und
kaum noch
auffaellt. Die Natuerliche Oekonomie hingegen behandelt diese drei
Funktionen getrennt.
Die Trennung dieser Funktionen ist von so elementarer Bedeutung
fuer das
Verstaendnis der natuerlichen Oekonomie und damit fuer den Weg in
den
nachhaltigen Wohlstand, dass wir sie anhand der Geschichte vom
Kartoffelbauern erklaeren wollen:
1. Werteinheit
In unserer Geschichte war es die Arbeitsstunde. Ob Fruehling,
Sommer, Herbst
oder Winter: eine Arbeitsstunde ist eine Arbeitsstunde.
In der Natuerlichen Oekonomie haben wir als Werteinheit den
Wert-Punkt oder
kurz Punkt eingefuehrt. Er bezeichnet den vereinbarten Wert oder
Preis einer
Ware oder Dienstleistung. Der Wert-Punkt ist ueber das Jahr
konstant.
Preislisten, Rechnungen, Kredite etc. werden in Punkten angegeben.
Der
Einfachheit halber entspricht 1 Punkt etwa dem derzeitigen Wert von
1 Euro
oder 1 US-Dollar.
Der Wert-Punkt ist kein Zahlungsmittel.
2. Das Zahlungsmittel, der FREE (FReie Energie-Einheit / FRee Energy
Exchange).
Der FREE wird erschaffen und vergeht, so wie die Fruechte der
Natur. Sein
Wert ist also nicht konstant. Wie die Kartoffeln in unserer
Geschichte, so
hat der FREE zu Beginn des Jahres seinen hoechsten Wert (1 Punkt = 1
FREE).
Im Laufe des Jahres verliert er die Haelfte seines Wertes.
Die Kursanpassung ist denkbar einfach und funktioniert
folgendermassen:
Jahr 2002
1. Quartal: 1 Punkt = 1 FREE 2002
2. Quartal: 1 Punkt = 1,25 FREE 2002
3. Quartal: 1 Punkt = 1,5 FREE 2002
4. Quartal: 1 Punkt = 1,75 FREE 2002
Jahr 2003
1. Quartal: 1 Punkt = 1 FREE 2003 oder 2 FREE 2002
usw. Der Kreislauf beginnt aufs neue.
Sofern wir mit Bargeld handeln, wird dieses jaehrlich mit der
aktuellen
Jahreszahl gedruckt. Zu Beginn eines Jahr existieren fuer eine
gewisse Zeit
alte und neue FREE parallel, wobei 2 alte FREE gegen 1 neuen FREE
getauscht
werden koennen. Wie bei der Euro-Umstellung wandern die alten
Scheine ueber
die Ladenkassen und Banken zurueck.
Beim bargeldlosen Zahlungsverkehr ist das noch einfacher. Zum
Jahreswechsel
werden die Kontostaende halbiert.
FREE-Konten werden nur im Haben gefuehrt, schliesslich gibt es in
der Natur
auch keine negative Anzahl von Fruechten.
Die Vergaenglichkeit des FREE erscheint uns zunaechst sehr
ungewoehnlich. In
Wirklichkeit ist sie jedoch sehr einfach zu handhaben. Genaugenommen
muss man
sich nur drei Zahlen merken, um ein ganzes Wirtschaftsmodell zu
verstehen,
naemlich eineinviertel (1,25), eineinhalb (1,5) und eindreiviertel
(1,75).
Das kann jedes Schulkind in der ersten Klasse lernen. Alles weitere
wird
dadurch ganz einfach, wie wir gleich sehen werden.
3. Als Wertspeicher dienen zinslose Kredite oder Geldanlagen in
Punkten.
So, wie in unserer Geschichte der Bauer Franz den Wert seiner
Kartoffeln
dadurch konservieren konnte, dass er 20 Saecke an Karl verliehen
hatte und
dafuer im naechsten Jahr 20 Saecke mit NEUEN Kartoffeln zurueckbekam,
kann
man beispielsweise FREE im Werte von 1000 Punkten verleihen und
bekommt zum
vereinbarten Zeitpunkt wieder FREE im Werte von 1000 Punkten zurueck.
Diese Kredite haben nichts mit Schuld(en) zu tun, denn sie sind
zinslos und
bringen grosse Vorteile fuer alle Beteiligten.
------------------------------------------------------
Die Eigenschaften der Natuerlichen Oekonomie im Einzelnen:
- Immer positive Kontostaende (keine Schuld (en) )
So, wie es in der Natur keine negative Anzahl von Aepfeln, Birnen
oder
Kartoffeln gibt, gibt es bei der Natuerlichen Oekonomie nur positive
Kontostaende. Wenn man bedenkt, welche psychischen Schaeden Schulden
fuer die
betroffenen Menschen bedeuten, ist das bereits ein wesentlicher
Beitrag zur
Volksgesundheit.
- Geldschoepfung fuer jeden Weltenbuerger, gleiche Rechte fuer alle
Staaten
Geldschoepfung, d.h. die Erschaffung des Geldes aus dem Nichts,
ist etwas
voellig normales. Es wird bereits im heutigen Wirtschaftssystem
praktiziert.
Nur sind die Regeln so kompliziert, dass sie der Normalbuerger nicht
versteht.
Die Natuerliche Oekonomie hat eine ganz einfache Regel:
Jedes Land schoepft pro Buergerin und Buerger monatlich einen
Geldbetrag im
Werte von 1000 Punkten. Diese Regel gilt fuer alle Staaten der
globalen
Wirtschaftsgemeinschaft.
Damit haben wir gleiche Voraussetzungen pro Buerger fuer alle
Laender der
Welt, egal wie gross sie sind und ueber wieviele natuerliche oder
kuenstliche
Ressourcen sie verfuegen.
- Buergergeld fuer alle Menschen weltweit
Vom monatlich geschoepften Geld wird die eine Haelfte (Geld im
Werte von 500
Punkten) als Buergergeld ausbezahlt. Die andere Haelfte steht dem
Staatshaushalt zur Verfuegung.
Das bedeutet:
Aufgrund des Buergergeldes ist jeder Mensch - vom Kleinkind bis
zum alten
Menschen - versorgt und kann tun, was er von Herzen gerne macht,
also seiner
Berufung nachgehen.
Familien sind gegenueber Singles gleichberechtigt. Allein
erziehende Eltern
mit drei Kindern beispielsweise haben ein Buergergeld im Werte von
4x 500 =
2000 Punkten zur Verfuegung.
- Das einfachste Steuersystem der Welt
Zum Werden (Geld schoepfen) gehoert das Vergehen.
Damit die Geldmenge nicht unbegrenzt ansteigt, was ja bekanntlich zu
Inflation fuehren wuerde, lassen wir das Geld altern, d.h. es
verliert im
Laufe eines Jahres die Haelfte seines Wertes.
Der Wertanpassung kann sich niemand entziehen, ganz gleich ob
sich sein Geld
im Sparstrumpf oder auf einem Konto befindet. Kontrollorgane werden
hierfuer
nicht benoetigt. Auch die Buchhaltung reduziert sich. Sie dient nur
noch der
freiwilligen Selbstkontrolle. Ein Grossteil der Verwaltung entfaellt.
Im Gegensatz zu unserem heutigen Steuer-System, das Transaktionen
besteuert
und damit den wirtschaftlichen Austausch bestraft, ist aufgrund der
Vergaenglichkeit des FREE jeder motiviert, sein Geld moeglichst
schnell
sinnvoll weiterzugeben.
- Grosszuegiger Staatshaushalt fuer alle Laender
Die zweite Haelfte des geschoepften Geldes steht dem
Staatshaushalt zur
Verfuegung. Das ist etwa der Betrag (50% der Personalkosten), den in
Deutschland Steuern und Sozialversicherungen zusammen ausmachen.
Damit werden
neben den bisherigen Ausgaben auch Gesundheits- und Sozialwesen,
Umweltschutz
usw. vollstaendig aus dem Staatshaushalt finanziert.
Die bisher unterprivilegierten Laender koennen sich Leistungen
von
Industrielaendern kaufen.
- Einfaches Gesundheits- und Sozialwesen
Sozialabgaben jeglicher Art, wie Krankenversicherung,
Rentenversicherung,
Pflegeversicherung sind ueberfluessig, da all diese Kosten aus dem
Staatshaushalt finanziert werden.
- Die Loesung von Arbeitslosigkeit und Schwarzarbeit
Auf einem Weltwirtschaftsgipfel, der in den 90er Jahren unter
Gorbatschow
stattfand, stellte man einhellig fest, das zu Beginn des 21.
Jahrhunderts nur
noch 20% Arbeit vorhanden sei, den Rest machen die Maschinen.
Was also tun mit weltweit mindestens 80% Arbeitslosen?
Ihre Kaufkraft wird von der Industrie dringend benoetigt, wer sollte
die
Produkte und Dienstleistungen sonst bezahlen koennen?
Durch das Buergergeld ist jeder versorgt. Was zusaetzlich
verdient wird, ist
steuer- und abgabenfrei.
Einige Menschen werden freiwillig weniger arbeiten und / oder
sich mehr auf
ihre Lieblingsbeschaeftigungen verlegen.
Das Schreckgespenst der Arbeitslosigkeit verwandelt sich in den
Segen der
frei verfuegbaren Zeit.
Da Arbeit nicht besteuert wird, gibt es per Definition keine
Schwarzarbeit.
- Geringeres Preisniveau bei deutlich hoeheren Gewinnen
Steuerfreie Kosten und Ertraege sowie zinslose Kredite (s.u.)
reduzieren die
Gesamtkosten auf ein Minimum.
Beispiel:
Die Stunde eines Handwerkers kostet in Deutschland zur Zeit ca. 40
EUR +
Mehrwertsteuer. Der Netto-Lohn betraegt ca. 10 EUR.
Will man privat die Leistung eines Handwerkers in Anspruch nehmen,
muss man
also mindestens die vierfache Zeit dafuer arbeiten. 75% bleiben im
System
haengen. Kein Wunder also, dass die Menschen lieber alles selber
machen oder
schwarz arbeiten.
In der Natuerlichen Oekonomie koennte der Preis beispielsweise 20
Punkte pro
Stunde betragen, also die Haelfte im Vergleich zum bisherigen
System. Da es
keine Abgaben gibt, stehen diese 20 Punkte dem Handwerker voll zur
Verfuegung. Er haette also bei halbem Preis den doppelten Gewinn.
- Neue <sinnvolle> Maerkte fuer Industrie, Handel und Gewerbe
Buergergeld, Vergaenglichkeit des Geldes und mehr Freizeit
fuehren weltweit
zu einer enormen Steigerung der Nachfrage an sinnvollen Produkten
und
Dienstleistungen. Denn...
* nur Menschen, die Geld haben, koennen etwas kaufen.
* wegen der Vergaenglichkeit des Geldes will jeder schnell sein Geld
sinnvoll
ausgeben.
* das ausgegebene Geld hat danach jemand anders, der es ebenfalls
wieder
schnell sinnvoll ausgeben will.
* das Preisniveau liegt bei doppeltem Gewinn ca. halb so hoch.
* die freie Zeit will sinnvoll genutzt werden.
- Altersversorgung fuer alle Menschen weltweit
Das durchschnittliche Lebensalter steigt. Die jungen Alten sind
mit 60, 70
oder 80 Jahren durchaus noch sehr unternehmungslustig. Da insgesamt
viel
weniger gearbeitet wird und die Menschen in zunehmendem Masse ihrer
Berufung
nachgehen, wird sich die Grenze zwischen Erwerbszeit und Ruhestand
immer mehr
verwischen.
Denkbar waere eine Erhoehung des Buergergeldes in
fortgeschrittenem Alter,
z.B. ab 60 Jahren. Kranke Menschen erhalten zusaetzlich Hilfe vom
Staat.
- Zinslose Kredite und Geldanlagen, Win-Win fuer alle Beteiligten
Als Wertspeicher dienen zinslose Kredite oder Geldanlagen in
Punkten. Diese
Kredite haben nichts mit Schuld(en) zu tun, denn sie sind zinslos
und bringen
grosse Vorteile fuer alle Beteiligten:
Der Kreditgeber kann den Wert konservieren. Ein Geldbetrag von
1000 FREE
wuerde durch die jaehrliche Halbierung in 10 Jahren auf ca. 1 FREE
schrumpfen. Beim Punkte-Kredit bleibt der Wert erhalten.
Der Kreditnehmer hat einen zinslosen Kredit. Im heutigen
Kreditsystem dagegen
muss bei langfristigen Krediten die 2 - 4 fache Summe zurueckbezahlt
werden.
Rechnungen werden in Punkten ausgestellt. Ein langes Zahlungsziel
hat den
gleichen Effekt, wie ein Kredit.
Geschaeftsbeteiligungen, wie z.B. Aktien werden in Punkten
bewertet und
koennen ebenfalls zur Wertspeicherung verwendet werden.
Allerdings wird der Bedarf an Krediten und Geldanlagen stark
zurueckgehen,
weil jeder jederzeit versorgt ist.
- Finanzielle Freiheit fuer alle. Geld ist kein Machtmittel mehr
Da jeder jederzeit versorgt ist, kann niemand mehr durch Geld
gezwungen
werden, gegen sein Gewissen oder seine Ueberzeugung zu handeln.
Immer weniger
Menschen sind bereit zerstoererische Taetigkeiten zu verrichten, die
den
Menschen, dem Oekosystem oder der Gesundheit schaden.
- Einklang von Oekonomie und Oekologie
Die Staaten sind nicht mehr verschuldet. Subventionen fuer
umweltfreundliche
Massnahmen sind leicht finanzierbar. Fuer zerstoererische
Aktivitaeten
bekommt man keine Mitarbeiter. Wirtschaft und Technik entwickeln
sich immer
mehr in Harmonie mit der Natur. Nur oekologisch einwandfreie
Produkte und
Dienstleistungen koennen weiterhin verkauft werden.
- Ausgleich zwischen den bisher <armen> und <reichen> Laendern
Es gilt gleiches Recht fuer alle Nationen: Jedes Land schoepft
pro Monat pro
Buerger die gleiche Menge Geld. Dadurch haben auch die bislang
unterprivilegierten Laender genuegend Geld um oekologischen und
technologischen Fortschritt von anderen Laendern anzukaufen. Ein
neuer Markt
fuer die klassischen Industrie - Nationen kann entstehen.
Mit der Zeit fuehrt das zum Ausgleich zwischen den urspruenglich
armen und
den reichen Laendern und damit weltweit zu einen nachhaltigen
Wohlstand in
Harmonie mit der Natur.
------------------------------------------------------
Es gibt nichts Gutes - ausser man tut es.
Es geht schon lange nicht mehr um die Frage: wollen wir das alte
oder ein
neues Wirtschafts-System? Das alte System wird sich selbst beenden
und zwar
bald.
Es geht also um die Entscheidung:
Wollen wir allesamt mit dem alten System untergehen oder wollen wir
JETZT
eine Natuerliche Oekonomie erschaffen und JETZT alles fuer einen
friedvollen
und sanften Uebergang tun?
Fuer den Fall, dass wir nicht untergehen wollen, ist folgendes zu
tun:
- Die Natuerliche Oekonomie verbreiten.
- Kreativ und konstruktiv die Natuerliche Oekonomie
weiterentwickeln, d.h.
mit anderen Menschen in Kommunikation treten. Persoenlich und im
Internet,
privat und an Instituten. Es gibt viele kluge Menschen mit Herz und
Verstand
auf dieser Welt. Gemeinsam machen wir das Modell perfekt.
- Politische Mehrheit finden und umsetzen.
Die Natuerliche Oekonomie bietet fuer alle nur Vorteile.
------------------------------------------------------
Gedanken zu einem sanften Uebergang vom alten ins neue System
Der Plan fuer einen sanften und friedvollen Uebergang kann nur
von vielen
Menschen gemeinsam erarbeitet werden. Es folgen einige Anregungen:
Es koennte mit einem weltweiten Schuldenerlass aller
Staatsschulden beginnen.
Alle Nationen weltweit - auch und gerade die reichen Nationen - sind
hoch
verschuldet. Durch den Zinseszins-Effekt koennen weder die Schulden
noch die
Zinsen jemals bezahlt werden. Eine Diskussion ueber das <ob> ist
also voellig
sinnlos. Es kann nur noch um das <wie> gehen.
Privatschulden koennten in zinslose Punktekredite verwandelt
werden. Damit
besteht die Moeglichkeit, die Kredite in angemessenen Zeitrahmen
zurueckzubezahlen. Auch sollte individuell ueber Schuldenerlass
verhandelt
werden.
Die Guthaben koennen bestehen bleiben. Durch die Vergaenglichkeit
des Geldes
pendeln sich die Guthaben mit der Zeit auf ein sinnvolles Niveau
ein.
Materieller Besitz (Land, Immobilien, Produktionsmittel,
Verkehrsmittel etc.)
kann bestehen bleiben. Er wird mit Auflagen zur Erhaltung und Pflege
zum
Wohle des Oekosystems belegt. Bei uebermaessiger Anhaeufung von
Besitz
koennen diese Auflagen zur Last werden und den Besitz unattraktiv
machen. In
diesem Falle kann der Besitz an die Allgemeinheit zurueckgegeben
werden.
Damit bei der Umstellung das Leben erstmal normal weitergeht und
sich dann
nach und nach in Harmonie mit der Natur entwickeln kann, behalten
die
Unternehmen zunaechst die Netto-Loehne und Gehaelter wertgleich bei.
Die
gesparten Steuern und Sozialabgaben koennen sie bespielsweise fuer
oekologisch sinnvolle Investitionen und zur Rueckbezahlung ihrer
Kredite
verwenden.
Parallel dazu wird das Buergergeld ausbezahlt, so dass alle
Menschen sofort
finanziell besser gestellt sind. Moeglicherweise werden einige ihre
Arbeit
gleich niederlegen. Die Mehrheit duerfte schon aus Gewohnheit
erstmal
weiterarbeiten.
Die frei gewordenen Kapazitaeten in der oeffentlichen und
privaten Verwaltung
koennen genutzt werden, den Buergern bei der Umstellung behilflich
zu sein.
Ein hoher Bedarf an privaten und staatlichen Schulungsstellen
duerfte zu
erwarten sein.
Durch diese und weitere noch zu erarbeitende Massnahmen kommt
niemand zu
Schaden und der Uebergang kann sanft vonstatten gehen.
DAS ZEITALTER DES WELTWEITEN WOHLSTANDES IN HARMONIE MIT DER
NATUR BEGINNT
JETZT.
Mit herzlichen Gruessen
Bernd Hueckstaedt
TOGETHER FOR FREEDOM!
GIVE PEACE A CHANCE!
www.joytopia.net
Bernd Hueckstaedt
Pfarrweg 2
74653 Kuenzelsau - Amrichshausen
Tel. 49 (0) 7940 - 5 46 08 10
Fax 49 (0) 7940 - 5 47 500
Email: joytopia@aol.com
Erich Kitzmüller
Das Grosse und das Kleine Geld
Die Gewalt der Finanzindustrie und die Rolle der Mitläufer
In dieser Tagung haben wir die Ordnung und Unordnung der
gegenwärtigen Weltlage von mehreren Seiten her erörtert. Was ist die
Tiefenstruktur des Unfriedens? Welchen Anteil daran hat die jetzt
herrschende Ökonomie? Und von den Antworten auf diese Frage
ausgehend welche Schritte sind möglich hin zu einer den Frieden
fördernden Ökonomie? Das ist das Thema dieser abschließenden Stunde.
Die Tiefenstruktur des Unfriedens
Mein Impuls geht in zwei Schritten. Zuerst geht es um die Rolle der
Finanzindustrie. Die Finanzindustrie ist zur zentralen Weltmacht
aufgestiegen. Wie kann diese zentrale Weltmacht gebändigt werden?
Im zweiten Schritt geht es um die Rolle der vielen (von „uns allen“)
als Mitbeteiligte, wohl auch als Opfer und Geschädigte, aber
entscheidend als Mitgeher, vielleicht als Mittäter des Unfriedens.
Diese heikle Rolle soll verständlich werden im Verstehen des
alltäglichen Umgangs mit Geld: eine Geld-Süchtigkeit. Wie kann diese
Mitbeteiligung bewusst gemacht und verändert werden?
In den letzten Tagen haben wir wesentliche Teile der Ökonomie des
Unfriedens erörtert und Abhilfen überlegt. Da ist die unfaire
Freihandelsagenda. Die Perversion oder Rückbildung der Institutionen
zur Regulierung der Finanzsphäre, der Institutionen von Bretton
Woods. Die neue Aufrüstung, neue Kriegsbilder. Besonders auch die
dramatische Zuspitzung im Umgang mit Energie, der Zusammenhang von
Fossilismus und Kapitalismus. Die kurzen Fristen, die uns für ein
Gegensteuern bleiben. Aber auch die Chancen einer Energiewende.
Vieles davon – sowohl in der Analyse wie in den Vorschlägen – ist
inzwischen auch in einer breiteren Öffentlichkeit Gegenstand des
öffentlichen Gesprächs. Das ist kein geringer Fortschritt. Die
wachsende Aufmerksamkeit für einzelne Felder der Zerstörung und des
Unfriedens, die lebhafteren und breiteren Proteste dagegen, sind
eine Chance.
Verständlicherweise bleibt vieles an den Protesten und Erörterungen
an der Oberfläche: Aufmerksamkeit erweckt eben die schon
eingetretene Zerstörung, das manifeste Unrecht, die brutal verletzte
Gerechtigkeit. Also etwa: Die Bedeutung der Kriegsindustrie, des
Erdöls; die Ausplünderung der benachteiligten Länder durch die um
die Supermacht USA versammelten reichen Länder; die teils legale
teils illegale Umgehung der Steuerpflicht, die Steueroasen und off-shore
Zentren. Und viele andere schlimmen Entwicklungen dieser Art. Die
Folgen erzwingen Beachtung, provozieren Wut und Schrecken. Gewiss,
doch gibt es dafür Ursachen, und welche? Da bleibt die öffentliche
Auseinandersetzung bis jetzt asymmetrisch. Die wachsende Kluft
zwischen arm und reich, global, aber auch in den reichen Ländern;
das Ausdünnen des Arbeitsmarkts und das Verkümmern der Systeme
sozialer Sicherung; der vorprogrammierte ökologischer Ruin, in der
Summe massive und vielfältige Herde des Unfriedens nur zaghaft und
mit Abwehrreflexen wird die Frage nach den Ursachen und möglichen
Antworten in der breiteren Öffentlichkeit hörbar.
Immerhin greifen Protest und Auseinandersetzung inzwischen auch
weiter in die Tiefe der Problemlagen: Nicht mehr einzelne Symptome
nur, auch ihr systemischer Zusammenhang wird seit einiger Zeit
Gegenstand des Aufbegehrens und der Suche nach Alternativen. Dort
und da werden jahrzehntelang eingebläute Tabus nicht mehr
respektiert. Ist ein radikal und unbeschränkt ausgedehnter
Freihandel vor allem auch der freie Kapitalverkehr die Quelle von
Prosperität (nur) oder (auch) von sozialem und ökologischen Ruin?
Sind der Washington Consensus, die bisherige Orientierung von WTO,
IMF und Weltbank, überhaupt mit Frieden vereinbar?
Von der Oberfläche zur Tiefenstruktur des Unfriedens. Damit wird der
Sachverhalt angesprochen, dass die einzelnen Symptome von
Destruktion und Unfriede systemisch sind, also im Fortlauf des
Systems kaum vermeidbar sind! Mit der Konsequenz, dass die Ursachen
von Destruktion und Unfriede schwerlich anders zu bearbeiten sind
als in Form der Systemänderung, mag auch die Änderung nur punktuell
und gelegentlich leise beginnen.
Was geschieht in den einzelnen Feldern des Handelns, was ist da quer
durch die Handlungsfelder gemeinsam? In der Energiewende; ebenso im
Kampf gegen Arbeitslosigkeit vorzugsweise geführt in der Form eines
verbesserten Arbeitsmarkts ; im Kampf gegen Armut und Elend; ebenso
in den vielen ökologischen Initiativen, überall beginnt das Handeln
und kann nur so beginnen in der Konzentration auf die Probleme eben
dieses jeweiligen Felds. Nur so beginnen Wachheit, Protest,
Aufbegehren, Widerstand, dann auch die Suche von und das
Experimentieren mit Abhilfen. Das alles ist von Feld zu Feld, von
Initiative zu Initiative verschieden. Aber die Hemmungen, die Gegner
haben die nicht etwas gemeinsam? Und auch die jeweiligen eigenen
Schwächen, haben sie nicht etwas gemeinsam?
Das ist gemeint mit „Tiefenstruktur des Unfriedens“. Da geht es um
einen Querschnitt durch die verschiedenen Felder, quer durch die
einzelnen Geschichten: Die Geschichte des jüngsten Wandels in den
Konstellationen des Unfriedens.
Wesentliche Züge dieses Wandels, der Geschichte des neuesten
Unfriedens sind in der Schlainzer Sommerakademie dargestellt und
erörtert worden. Es ist vor allem die Geschichte einer
Selbstinstrumentalisierung des politischen Systems im Dienst der
neuen Welterklärung und des erneuerten Auftrags zur Eroberung der
Welt: Der Neoliberalismus. Sind nicht die politischen Kräfte,
Regierung und Opposition, weithin zum ausführenden Organ der
eigentlichen Weltmacht, der Finanzindustrie, geworden?
Doch darin liegt die aktuelle Chance: Der Siegszug dieses neuen
Weltmodells in den letzten etwa 15 Jahren scheint gegenwärtig wieder
anfechtbar und wird angefochten.
Der Aufstieg der Ökonomie einer ganz bestimmten Abart von Ökonomie,
darauf komme ich zurück zum bestimmenden Faktor von Politik und
Lebensgestaltung war und ist ein politisches Projekt. Stimmt das, so
hat auch jede nachhaltig wirksame Abhilfe den gleichen Charakter,
wird also nicht nur beispielsweise eine Antwort in Sachen Energie
oder Arbeitsmarkt oder Ökologie oder Entwicklungshilfe usf., sondern
zuvorderst und zugleich eine politische Antwort sein.
Das siegreiche, jetzt wieder angefochtene Modell verknüpft zwei
Momente:
Erstens die radikale Freisetzung der „Marktkräfte“. Das würde
schlicht und umfassend Freiheit bringen, Freiheit von Mangel jeder
Art, individuelle Freiheit und auch politische Freiheit, Demokratie.
Zweitens die Legitimierung politischer und staatlicher Gewalt zwecks
Durchsetzung der losgelassenen Marktkräfte; als innerstaatliche
Gewalt, doch mehr noch als Krieg gegen „Schurkenstaaten“, zuletzt
als universal und unbegrenzt zu führender „Krieg gegen den Terror“.
Insoweit sind die Wurzeln der heutigen Eskalation des Unfriedens
nicht primär ökonomisch, sondern politisch. Die „Freisetzung der
Marktkräfte“ war und ist ein politisches Programm, mögen auch
gewisse ökonomische Akteure davon am meisten profitieren. Pointiert
gesagt: Am Primat der Politik hat sich auch in der Epoche von
globaler Liberalisierung und Deregulierung noch nichts geändert. Es
ist die „invisible fist of the US Navy“, die die „invisible hand des
Marktes“ erst stark macht. In diesem Rahmen von Macht und Gewalt
erst wuchert jene Art von Ökonomie, die in den Debatten dieser
Akademie als Ökonomie des Unfriedens angesprochen wird.
Die Rolle des Geldes
Am besten verstehbar und bearbeitbar wird die Ökonomie des
Unfriedens so sehe ich es wenn wir die Rolle des Geldes verstehen,
speziell des Geldes in der Finanzsphäre, des Grossen Geldes, aber
auch des Kleinen Geldes, also im Umgang mit Geld in den minimalen
Quanten des alltäglichen Kaufens und Verkaufens, des Erwerbs und des
Konsumierens mitsamt den Inhalten des Fantasierens und der Ängste,
die sich am Haben oder Nichthaben von Geld festmachen.
Das Ansetzen beim Geld ist nicht en vogue, das äußert sich in drei
Haltungen:
a) In der herkömmlichen Sicht, auch in den einschlägigen
Wissenschaften, wird Geld als zweitrangig betrachtet. Wichtig sind
Märkte, Unternehmen, die Allokation der Ressourcen, die
Zusammensetzung der portefolios, vielleicht simpel Güter und
Dienstleistungen. Und dafür wäre Geld eine Art Schmiermittel. Man
begnügt sich mit den üblich genannten drei Funktionen: Zahlen,
Horten, Rechnen. Aber das verfehlt völlig die Hauptfunktion des
Geldes (Wir erinnern uns: Jakob von Üxkül sprach von der „Mystik des
Geldes“).
b) Wer aber Geld in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rückt, wird
leicht Opfer einer radikalen Dämonisierung des Geldes. Geld,
jedenfalls Zins und Zinseszins, seien die Ursache aller Übel. Leicht
verfällt man einer Mentalität der Teufelsaustreibung. Da erscheint
es logisch, Abhilfe zu erwarten schlicht von der Abschaffung des
Geldes. Während doch dann erst die Probleme beginnen, wie ein in die
Zukunft ausgedehntes Wirtschaften gestaltet wird. Diese sich selber
als radikal verstehende, doch verengte Kritik erlaubt nur Antworten,
die nicht allgemein und global brauchbar sind, geeignet nur für
gewisse Situationen und Problemlagen. Womit nichts gesagt ist gegen
die vielen bemerkenswerten und förderungswürdigen Experimente, in
denen ein anderer Umgang mit Geld erprobt wird: Ansätze lokaler
Subsistenz, aber auch regionaler Solidarwirtschaft; es bräuchte wohl
eine eigene Sommerakademie, die Fülle der Erfahrungen darzustellen
und zu diskutieren. Jedoch die Dämonisierung des Geldes verfehlt die
positiv nutzbare, ungeheure Mobilisierungskraft des Geldes die eben
nicht nur zu schlimmen Zwecken eingesetzt werden kann.
C) Drittens, auch überlegtere Kritiker der Gesellschaftsdynamik
können mit dem Ansatz über Geld nicht viel anfangen. Denn sie meinen
den Universalschlüssel schon gefunden zu haben: in der Wertanalyse,
die klassische Auffassung von Ökonomie in der Marxschen Variante von
der zentralen Rolle des Arbeitswerts. Während doch heute sogar an
den Waren des Alltags augenfällig wird Schuhe, Kleider,
Elektrogeräte , wie gering der Anteil der lebendigen Arbeit ist;
viel mehr zählen Marktmacht, der Markenwert.
Alle drei Vorbehalte sind nicht stichhaltig, meine ich. Der Umgang
mit Geld kann uns am besten Aufschluss gegen über die Dynamik der
Ökonomie des Unfriedens.
Der erste Schritt ist die Einsicht, dass Geld buchstäblich Nichts
ist: Ein Medium, „nur“ ein Medium. Doch gerade in diesem Medium
nehmen Machtverhältnisse Gestalt an, im Medium Geld verankert sich
die herrschende Ideologie. Eben diese „Funktion“ und nicht so sehr
die technicalities des Geldes erschließt uns die gegenwärtige
Dynamik.
Geld hat keine Substanz und es tut nichts; das Versprechen „Lassen
Sie Ihr Geld arbeiten“ ist lügnerisch. Aber mittels Geld kann
schnell und raumgreifend der Zugriff auf Zukunft organisiert werden.
Kredit ist der Witz am Geld. Über Geld kann Vertrauen simuliert und
manipuliert werden. Wäre es denn Zufall, dass die zentralen Namen
unseres heutigen Wirtschaftens aus der religiösen Sphäre stammen?
Kredit von Credo, Schuld und Schuldentilgung von der
jüdisch-christlichen Auffassung einer elementaren Verschuldung. Ist
es Zufall, dass die jetzt global wirksame Wirtschaftsweise nicht
etwa buddhistisch, konfuzianisch oder indianisch geprägt ist? Sie
wurzelt in der jüdisch-christlichen Kultur. Dieses expansive
Wirtschaftssystem ist nichts, was mit quasi naturwissenschaftlicher
Konsequenz aus dem „Wesen von Wirtschaft“ hervorgehen musste als ob
es nicht radikal andersgeartete, solidarische Wirtschaftsordnungen
gäbe und geben kann.
Geld ist das Medium, in dem am besten Herrschaft anonymisiert, die
Reichweite des Zugriffs maximal in Zeit und Raum ausgedehnt werden
kann was Elmar Altvater über die Eigenschaften der fossilen Energie
sagte, gilt vollends für die mittels Geld ausgeübte Herrschaft. In
diesem Sinn ist Geld das stärkste Instrument überhaupt.
Geld trennt arm und reich. Geld verbindet der Zusammenhalt der
heutigen Gesellschaft wird kaum noch über Normen und Institutionen
hergestellt, sondern einerseits über technische Routinen,
andererseits über das Umgehen mit Geld. Wie sonst nirgends gelingt
es im Umgang mit Geld, Menschen zu verbinden und/oder zu trennen, je
nach den Interessen und Absichten, sie auf zukünftiges Verhalten
festzulegen, und nicht der geringste Vorzug eine Art von Vertrauen
zu simulieren, das Surrogat von Vertrauen: Wenn nur das Geld gilt,
wird sich alles einrichten lassen, denn alles und alle sind
käuflich.
In dieser zentralen Funktion ist Geld ein Gemeingut; nicht
notwendigerweise nur ein Mittel zum Missbrauch. Jedoch eignet sich
das Gemeingut Geld bekanntlich bestens zu maximaler Privatisierung.
Tatsächlich läuft die Privatisierung aller Gemeingüter eben mittels
des privatisierten und dadurch pervertierten Gemeinguts Geld.
Geld, das ist quantitativ vor allem „Grosses Geld“, die
unvorstellbaren Quanten täglicher Finanztransaktionen. Doch ist die
Bedeutung des „Kleinen“ Geldes also des in der alltäglichen
Realwirtschaft umgesetzten Geldes nicht geringer.
Die Finanzindustrie die zentrale Weltmacht
Beginnen wir die Erkundung mit der einen Hälfte, mit dem Grossen
Geld. Die Fakten sind allgemein bekannt inzwischen können sie auch
aus dem öffentlichen Diskurs nicht mehr ferngehalten werden. Die
Finanzindustrie ist zur zentralen Weltmacht aufgestiegen. Freilich,
wie schon erwähnt, konnte dieser Aufstieg nur als politisches
Vorhaben gelingen, in Verbindung mit der militärischen „invisible
fist“ als Garant der „invisible hand“ des Marktes.
Der Aufstieg der Finanzindustrie vollzog sich in zwei Dimensionen
zugleich: als eine reale Machtverschiebung und als ideologische
Hegemonie.
Die reale Machtverschiebung ist hinreichend bekannt, sie steht im
Zentrum der Globalisierungskritik. Die Finanzindustrie hat sich die
Möglichkeit verschafft, schnell, raumgreifend und mit überlegenen
Mitteln zu operieren. In ihrem Operationsraum, buchstäblich die
Welt, unterliegt sie keiner Regulierung, keiner Ausrichtung auf die
Lebensinteressen der Völker. Immer mehr kann sie jegliche
politisch-territorialen Begrenzungen und Einschränkungen missachten,
umgekehrt Stichwort „Standortekonkurrenz“ den Regierungen und
politischen Kräften die Interessen der Finanzindustrie als das
vermeintlich politische Interesse aufdrängen.
Die Folgen sind unübersehbar. Die Währungsspekulationen, die ganze
Volkswirtschaften in ihrer Entwicklung zurückgeworfen haben. Die
teils illegalen, öfter aber durchaus legalen Möglichkeiten,
Transaktionen zu verschleiern und damit nicht nur unmittelbare
Partner, sondern auch die Allgemeinheit zu schädigen. Wobei die
Häufung der Skandale den Verdacht nährt, „kreative Buchführung“ wäre
eine häufige Praxis, auch wo sie nicht zur Sache der Justiz wird.
Die rücksichtslos genutzte Fähigkeit, sich der Besteuerung zu
entziehen, die Kosten unternehmerischen Fehlverhaltens zu
sozialisieren, während die Gewinne ausschliesslich privatisiert
werden; die Steueroasen, off shore Zentren.
Der Charakter des Wirtschaftens ändert sich unter dem Druck von
Teilen der Finanzindustrie radikal und einschneidend. Gehandelt wird
nicht in und zwischen Unternehmen, zwischen Herstellern und Kunden.
Sondern gehandelt wird mit Unternehmen und Unternehmensteilen. Die
zum Vorbild gewordene Strategie ist: Unternehmen kaufen (ob mit
eigenen oder – öfter – mit geliehenem Geld), sie fusionieren,
zerschlagen, rasch abkassieren und den Rest abstoßen. Also:
Gehandelt werden nicht reale Güter, sondern Erwartungen spekulative,
virtuelle Vermögenswerte. Eben ein shareholder -Kapitalismus.
Dadurch hat als erstes die Beziehung zwischen Realwirtschaft und
Finanzsphäre einen anderen Charakter angenommen. Man hat von
„Entkoppelung“ gesprochen, doch das trifft nur eine Seite des
Vorgangs. Denn daneben geschieht eine massive Verflechtung. Grosse
produzierende Unternehmungen machen mehr Geschäft im Finanzsektor
als in der Güterproduktion; ist etwa Siemens eher eine Elektrofirma
oder ein Finanzveranlager? Vor allem werden die Maßstäbe für Erfolg
und Misserfolg nicht mehr in der Sphäre von Produktion und Absatz
definiert, sondern auf den Finanzmärkten. Kennzeichnend das
Schliessen oder Verlagern eines rentablen und chancenreichen
Betriebs, weil anderswo (etwa wegen geringerer Löhne,
Sozialstandards, Umweltauflagen) ein noch höherer Profit zu erzielen
ist.
Nur der rasche, maximale Profit zählt. So kommt es, dass ertrag- und
chancenreiche Unternehmungen geschlossen oder verlagert werden, nur
weil sie nicht den maximalen Vermögenszuwachs erwarten lassen.
Besonders krass wirkt das Bewertungsmonopol der Finanzmärkte auf die
Finanzierung des Gemeinwohls zurück. Die Finanzindustrie ermöglicht
den Reichen, Steuern weitgehend zu vermeiden. Inzwischen zahlen
grosse Unternehmungen und Vermögen gar keine Steuern mehr,
verweigern also ihre Mitwirkung an der Finanzierung des Gemeinwohls
– von dem in längerer Sicht doch auch ihr Wohlergehen abhängt. Das
Gemeinwohl das ökologische und soziale Moment am Reichtum, neben der
privaten Bereicherung – kommt in den Quartalsberichten und
Börsennachrichten nicht vor. Ebenso wenig die ökologischen und
sozialen Schädigungen. Anonyme Vermögensinhaber, darunter die
Manager grosser Fonds, zwingen allen ihre Ziele und Meßgrössen auf.
Hegemonie unter dem Bann des Ökonomismus
Eine Wirtschaft unter dem Diktat des shareholder value das sollten
wir uns ganz praktisch vorstellen. Grosse Investoren, etwa die
Manager US-amerikanischer Pensionsfonds fordern von Unternehmen der
Realwirtschaft Renditen nicht in der Höhe der Erträge, die
allenfalls bei guter Unternehmensführung einschliesslich der
Rücksicht auf ökologische und andere Gemeinwohlinteressen möglich
sind, sagen wir 2 – 4%, sondern 10, 25 % und mehr. Unter dieser
Vorgabe ist nachhaltiges Wirtschaften unmöglich. Wir kennen die
Folgen: eine zunehmend perverse Realwirtschaft.
All dies ist nur möglich geworden, weil die Finanzindustrie ein
globales Spielfeld in Anspruch nimmt, in dem sie allein, die
Finanzindustrie, die Spielregeln vorgibt – zu Lasten jeder sozialen
und politischen Mitgestaltung. Das ist der politische Kern der
Globalisierung – was immer sonst noch an Chancen und Neuerungen
damit verbunden ist. Seitdem heisst erfolgreiche Politik: Freie Bahn
für die Bereicherung der Reichen.
In dieser Abart von Globalisierung verdrängt das System der
Geldvermehrung fälschlich „Wirtschaft“ genannt jegliche Systeme der
Wohlfahrt. Wettbewerb ist nun allein das Verdrängen von Konkurrenten
nicht das Wetteifern um bessere Lösungen.
Daraus hat sich eine neue Konstellation der Interessen ergeben, ein
Interessenkonflikt innerhalb der Akteure der Ökonomie. Soweit
Unternehmen überwiegend in der Realwirtschaft ihr Geschäft finden,
widersprechen ihre Interessen den Interessen der Finanzindustrie.
Das eröffnet möglicherweise neue, freilich begrenzte,
Bündnismöglichkeiten für ganz andere Akteure: für die Anliegen des
Gemeinwohls, wie sie in der sich herausbildenden globalen
Zivilgesellschaft Einfluss gewinnen.
Der herrschend Ökonomismus beinhaltet beides: Die Verschiebung der
realen Machtlage zu Gunsten der Finanzindustrie und die ideologische
Hegemonie. Der ideologische Sieg war und ist dafür ebenso wichtig.
Die Reduktion des Wirtschaftens auf Geldvermehrung ist nicht allein
in den Führungsetagen der grossen Konzerne zur Leitnorm geworden.
Inzwischen glaubt der Grossteil der Eliten und nahezu die gesamte
politische Klasse daran – wenn wir von ihrem Verhalten auf das
Weltbild schliessen dürfen. Kein Wunder, dass auch die Massen der
Arbeitenden und Konsumierenden dieses Weltbild annehmen, teils bloss
nachahmend, teils entschlossen zum Verdrängungskampf, teils
resignierend.
Der Aufstieg des Ökonomismus ist verknüpft mit einem neuerdings
wieder grassierenden, platten Biologismus. Von der „Natur“ hätten
wir zu lernen, so heisst es, der Starke frisst den Schwachen, der
Schnelle den Langsamen. Dieses „Naturgesetz“ gelte selbstredend auch
für die Wirtschaft, also müsse der Wettbewerb als Verdrängungskampf
geführt werden, wobei der monetäre Saldo Sieg oder Niederlage
signalisiere.
Es kümmert die siegreichen Ökonomisten nicht, dass Biologen ein ganz
anderes, komplexeres Bild der Natur zeigen: ein vielgestaltiges
Zusammenspiel von Verdrängung und Kooperation. Sogar der menschliche
Körper existiert nur, weil in seinem Inneren unzählige
Kleinlebewesen kooperieren. Und vollends haben die Biologisten
verdrängt, dass es zur „Natur“ von Menschen gehört, kulturell und
politisch zu leben, also verbunden durch Normen und Gestaltungen.
Weder die – freilich zwiespältigen kulturellen Traditionen noch
sinnliche Erfahrung, sondern allein die Faszination von Gewalt und
Verdrängung prägt die herrschende Weltsicht.
Die Speerspitze des Ökonomismus ist die Finanzindustrie. Sie ist
neben vielen nützlichen Dienstleistungen zum Taktgeber und zur
Zentralanstalt für Lebensmessung geworden: nur das Geldmaximum
zählt. In dieser Funktion verkörpert die Finanzindustrie die höchste
kulturelle und politische Macht.
Ökonomismus auch im Kleinen: alltägliche Geldsüchtigkeit
Am anderen Pol der Tiefenstruktur der Weltunordnung, beim „Kleinen
Geld“, bei den Mitbeteiligten (um nicht zu sagen „Mitläufern“), wie
wirkt hier der Ökonomismus?
Zuvor: Ohne das Verhalten der großen Mehrheit, also der Wähler und
Konsumenten, wäre der Aufstieg des Neoliberalismus nicht möglich
gewesen oder wäre längst abgebrochen. Das Rätsel löst sich, wenn wir
das alltägliche Verhalten unter dem Blickwinkel des Umgehens mit
Geld verstehen. Was da geschieht, ist in dem genannten Buch als
„Entsinnlichte Bereicherung“ und als eine Jagd nach Positionsgütern
beschrieben. In Arbeit und Konsum geht es immer weniger um einen
realen Nutzen, um reale Güter und Dienste. Gespielt wird um Signale
an die anderen: „Seht her, ich kann mithalten, ich übertrumpfe
andere, ich bin erfolgreich“. Zumeist ungewusst, wird ein Spiel
hektischer Nachahmung gespielt. Es geht also um das Kaufen von
„Positionsgütern“, Geltungsgütern; doch wenn ich das kaufe, was die
(oft durch Werbung suggerierten) Vorbilder besitzen, zeigt sich, das
ist längst nicht mehr genug, weil die Vorbilder=Konkurrenten schon
mehr haben, ich muss also die Jagd fortsetzen, endlos weiter. Eine
vergebliche Jagd.
Der alltägliche Umgang mit Geld in der „Realwirtschaft“, zaubert
eine Welt des hektischen Konsumierens und Jagens nach Geld herbei.
Eine Welt anonymer Spieler, in der jeder und jede nur den eigenen
Vorteil maximieren möchte – oder muss. Alles reduziert sich auf die
Frage: Kannst Du zahlen oder nicht? Nur nicht Verlierer sein! Diese
Angst potenziert alle anderen Ängste, und die Ängste lähmen die
Kräfte des Widerstands und der Erneuerung.
Diese für viele vergebliche Jagd kann als Sucht verstanden werden.
Auch hier gibt es kein genug, die Dosis muss gesteigert werden. Das
zentrale Suchtmittel der reichen Gesellschaften ist das Geld. Am
Geld hängen mehr Menschen als an der Nadel oder am Alkohol. Die
schlimmen Folgen sind nicht geringer.
Auch im Leben der (mehr oder weniger) Reichen bewirkt der monetäre
Reichtum sonderbar wenig an Zufriedenheit und Gelingen. Man kann
sich vieles leisten, je nach Einkommen verschieden, aber man muss
sich vieles leisten, um überhaupt mithalten zu können im
unablässigen Wettlauf. Etwas an den Strukturen des Reichtums macht,
dass vielen schwerlich ihr Leben gelingt. Je mehr Güter, desto mehr
Knappheit. Ob viel oder wenig Einkommen und Vermögen: wir haben
„keine Zeit“. Gerade in reichen Ländern begegnen wir so vielen
missmutigen oder verstörten Menschen.
Ansätze zu einer den Frieden fördernden Ökonomie:
global wirksame Regulierung der Finanzindustrie
Gibt es Ansätze zu einer den Frieden fördernden Ökonomie? Sie können
in beiden Dimensionen aufgespürt werden, in der Sphäre des Grossen
Geldes ebenso wie im Umgang mit dem Kleinen Geld.
In beiden Sphären ist die gleiche Entscheidung fällig: wird eine
politische Regulierung angestrebt und durchgesetzt? Das ist eine
fundamentale Entscheidung: Für ein Primat des Gemeinwohls gegenüber
der privaten Nutzensteigerung. Auch und vor allem in der
Finanzsphäre. Eben weil Finanzindustrie und Finanzmärkte, so sehr
die reale Ökonomie bestimmen, in den benachteiligten und
aufstrebenden Ländern ebenso wie in den reichen Ländern.
Eine Gesellschaft unter dem Diktat des Shareholder value ist nicht
friedensfähig. Diese Einsicht ist der Ausgangspunkt für jede Reform.
Viele leiden unter dem Unfrieden, aber aus dem Leiden ergibt sich
nicht von selber Einsicht und Tatkraft. Doch wo immer gehandelt wird
– protestierend, fordernd, erneuernd , wächst auch die Einsicht und
damit der Reformwille.
Für viele realwirtschaftliche Akteure mag es genügen, dass sie den
ruinösen Anforderungen aus der Finanzsphäre ausgesetzt sind und
deswegen an gewissen Regulierungen interessiert sind. Dieser viel
begrenztere Konflikt bringt ein Zusammengehen mit anderen
Verfechtern des Gemeinwohls, mit der global entstehenden
Zivilgesellschaft in den historischen Horizont.
Am einen Pol der Gesellschaftsdynamik, in der Finanzsphäre, heisst
die Aufgabe: Die Regulierung der Finanzmärkte und der
Finanzindustrie. Das ist nichts geringeres als eine Frage des
Überlebens. Freilich darf von solcher Regulierung nicht unmögliches
erwartet werden – wie zuweilen im Anschluss an die Forderungen von
Globalisierungskritikern erwartet, von ihren Gegnern auch befürchtet
wird. Sie bedeutet keine radikale Änderung des Wirtschaftssystems,
sie vermindert „nur“ die Herrschaftsposition der Finanzindustrie und
verringert ihre bedrohliche Instabilität. Die global möglichen
Veränderungen sind sämtlich nicht radikal und umfassend, doch sie
können die Voraussetzungen verbessern, auf ihrer Grundlage
weiterführende Schritte zu gehen.
Was muss die angestrebte Regulierung leisten? Welche Institutionen?
Noch schwieriger ist die Frage zu beantworten: Welche Wege führen
dahin und welche Akteure können sich auf den Weg machen?
Die Regulierung soll an die Stelle der gegenwärtigen
Unverantwortlichkeit der Finanzindustrie ihre Rechenschaftspflicht
organisieren, Zielvorgaben und Grenzziehungen. Dazu gehören
begrenzte Kapitalverkehrskontrollen, besonders zu Gunsten der jetzt
benachteiligten oder aufstrebenden Länder. Entscheidend ist die
lückenlose Erfassung aller Kapitalflüsse (Steueroasen, off shore
Zentren), auch als Grundlage für Besteuerung. Dabei geht es nicht
allein um Devisentransaktionssteuern („Tobin Tax“). Mehr noch geht
es um das Wiedergewinnen der Steuerhoheit, also die faire
Beteiligung der Reichen an der Finanzierung der Gemeinwohlaufgaben.
Die Liste der Vorhaben ist lang, dazu gehören auch die Entschuldung
der ausgeplünderten Länder und sinnvolle Kapitalflüsse in die
Gegenrichtung (etwa ein Globaler Marshall Plan). Zusammenfassend:
Eine global wirksame Finanzarchitektur tut not, eine Globale Finanz
Autorität im Rahmen einer sich wandelnden Struktur der UNO.
Eine solche Regulierung wird nicht (nur) wegen ihrer Vernünftigkeit
kommen, sondern als Ergebnis zielführender Konflikte. Zuerst ist
überhaupt dieser Konflikt erst zu entfachen – denn gegenwärtig gibt
es zwar Opfer, Protest und Widerstand, aber keinen Ort eines
Konflikts, der zu erträglichen Ergebnissen genutzt werden kann. Was
ist der geeignete Ort des Konflikts? Welcher Prozess kann zu einer
Regulierung führen? Von welchen Akteuren? In welchen
Bündniskonstellationen?
In dem erwähnten Buch geben die Autoren dafür einen Denkanstoss:
Einen Rat Transnationaler Akteure. Das ist der Prozess, in dem
machtvolle Akteure sich auf einen gestaltbaren Konflikt und den
sozialen Ort des Konflikts einigen, also die Institution entstehen
lassen, in der sinnvolle Lösungen möglich werden. Die grossen
Errungenschaften der letzten Jahrhunderte sind in solchen Prozessen
entstanden. Denken wir an die „Rettung“ und Verwandlung des
Kapitalismus durch die Arbeiterbewegung. Auch damals waren aus Not,
Elend und Ungerechtigkeit erst einmal die Akteure zu formieren und
der Ort des Konflikts zu erzwingen, damals Fabrik und „die Strasse“,
dann die Öffentlichkeit, Parlament und kleinere Verhandlungsgremien
– wobei jeder Gegner/Partner versucht, für sich das best mögliche
herauszuholen.
Erich Kitzmüller. Referat Schlaining, 15. Juli 2005
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