Beschreibung von Möglichkeiten der SELBSTKLÄRUNG an einer >alternativen Schule< mit zu (er)schaffen, zu einem solchen Projekt einen eigenen Beitrag dazu „bei-zu-bringen“.

 

-          WAS liegt für mich, mit meinem Engagement, in einem solchen >herausfordernden< Projekt drin?

-          WAS ist mein Antrieb, mein Beweggrund in einem solchen Projekt mitzuwirken?

-          WAS sind meine Vorstellungen, Erwartungen, Wünsche, Ziele, die ich mit dem Wirken einer solchen >alternativen Schule< verbinde?

 

Immer wenn es um SCHULE geht, gibt es FELDER denen man sich „subjektiv“ mehr zugewandt fühlt, gibt es BLICKWINKEL von denen man aus der Sicht der eigenen „Brille“ lieber auf das Gesamt-Gebilde SCHULE sieht.

Es mag provokativ wirken zu behaupten, dass jeder von uns, ob als Einzelperson mit der „eigenen Weltsicht“, als Eltern als „Erziehungs-Pflichtige“, als „weisungsgebundene Beschäftigte“ des Bildungssystems, als „Repräsentant“ einer gesellschaftlichen Gruppe oder Partei mit bestimmten „wirtschaftlichen / gesellschaftspolitischen“ Interessen diesen BLICKWINKEL zum MASSSTAB für das „Kinds-Wohl“ in der Gestaltung eines Bildungs- und Schulsystems macht.

ERZIEHUNG / BILDUNG / LEHRE wird von Menschen gestaltet, geformt und praktiziert, weil sie damit INTERESSEN und ZIELE verfolgen, die eine Antwort darstellen, auf die FRAGE: „Was ist das BESTE für MICH, MEINE Familie, MEINE „Gruppe“, MEIN Wohlbefinden, MEINEN Status, MEIN ...?“

Ein Beispiel dafür ist, wenn Erbprinz Alois in seiner Staatsfeiertagsrede über die „Bildungsreform“ zum Ausdruck bringt:

>“Für ein Hochlohnland ohne natürliche Rohstoffe ist die AUSBILDUNG der Bevölkerung im Zeitalter der GLOBALISIERUNG ganz entscheidend. Nur mit hervorragend ausgebildeten ARBEITSKRÄFTEN  können wir wettbewerbsfähig bleiben. Ein gutes BILDUNGS-System ist

somit Voraussetzung für eine leistungsfähige Wirtschaft und für eine niedrige Arbeitslosenrate.

Nur durch gut ausgebildete ARBEITSKRÄFTE können wir auch langfristig unsere Sozialsysteme erhalten.“<

 

Ein anderes Beispiel sind die Aussagen des ehemaligen, „super-erfolgreichen“ Golfprofis, Fred Shoemaker aus dem Buch >Neue Kinder, Neue Eltern< von Michael Mendizza und Joseph Chilton Pearce :

>"Mit 21 Jahren hatte ich an mehr als 300 Golfturnieren teilgenommen. Außer meinen Eltern stellte mir nach einem  Turnier nie jemand die wirklich interessanten Fragen wie z.B. "Was für ein Mensch soll aus dir werden, wenn Du  dauernd mit Schlägern und Bällen herumhantierst?" "Wozu das alles? Hat es irgendeinen bestimmten Zweck?"

Solche Fragen wurden nie gestellt.  Irgendwie weiß man schon, daß man das gleiche wunderbare menschliche Wesen ist, ob man nun 41 oder 61 spielt.  Aber das ist in der Regel nicht die Reaktion, die wir bekommen. Von Anfang an bringt man uns bei - und wir glauben es - , dass das, was wir sind, und das, was wir leisten, miteinander verknüpft sind. Dies ist ein

Mythos, eine grosse Lüge."<

 

 

Genau so provokativ mag das Ergebnis einer vom Schweizerischen Nationalfonds geförderten Studie zu „Verhaltensänderungen (=Erziehung) in den Bereichen Essen, Ernährung und Bewegung bei übergewichtigen Kindern“ sein.

Der Schluss aus der Studie ist, dass künftige Therapien (=Bildung, Erziehung) in erster Linie bei den Eltern ansetzen sollten, weil Kinder ihre „ungünstigen“ Essverhaltensmuster am Familientisch >er-lernen<.

Alles in Allem bestätigen alle ERKENNTNISSE in Bezug auf ERZIEHUNG, die seit vielen Jahrtausenden in vielen Kulturen immer gleich formulierte WEISHEIT:

„ALLES, WAS DU AM ENDE LEHREN KANNST, IST, WER DU BIST.“  

Der bekannte Kommunikationsprofessor Friedemann Schulz von Thun hat es mit etwas anderen Worten treffend so ausgedrückt:

„Ob Eltern oder Lehrer oder Gesellschaft, Ihr braucht Euere Kinder nicht zu ERZIEHEN, denn sie WERDEN sowieso SO WIE Ihr SEID.“

Deshalb beginnt im Sinne des „Kinds-Wohl“ und dem hären Anspruch dass bei allem doch immer das Kind im Mittelpunkt stehen soll, dieses Konzept mit dem „System-Bestandteil“ LEHRER, dann die BEZIEHUNG zu seinen SCHÜLERN und erst dann der INHALT „Lernstoff“.

Aufschlussreich dazu ist sicher in diesem Zusammenhang an dieser Stelle auch ergänzend zu lesen, was die beiden „Experten“ Michael Mendizza und Joseph Chilton Pearce in ihrem Buch >Neue Kinder, Neue Eltern< über die Bedeutung von „OPTIMALEN LERNBEZIEHUNGEN“ herausgefunden haben und beschreiben.

 

Vielleicht ist es interessant im Rahmen einer solchen >alternativen Schule< als ERSTES eine SELBSTKLÄRUNG zur eigenen Beziehung zum BILD vom LEHRER zu machen?

Was ist ein LEHRER? Wofür gibt es LEHRER? Wie wird man zum LEHRER?

Viele Menschen tragen eine gewisse Vorstellung, ein gewisses vorgefasstes Bild darüber mit sich herum was ein LEHRER ist. Jeder hatte LEHRER in seinen Kinder- und Jugend- Jahren, in der Primarschule, in den späteren Schuljahren.

Einige hatten LEHRER während ihres Studiums. Alle prägten das eigene Bild von einem LEHRER. Bei manchen gab es auch „Lebens-LEHRER“ im Alltag, manche haben Kurse und Seminare besucht.

Jeder hat also eine gewisse Vorstellung davon, was ein LEHRER ist. Es gibt eine Basis, auf der sich dieses Bild gründet.

Wie soll das BILD eines „LEHRERS“ dieser >alternativen Schule< aussehen???

1 Gedankenanstoss dazu von unendlich vielen anderen, die möglich sind:

Vielleicht ist ein solcher LEHRER immer nur ein Beispiel oder wie man es auch in Anlehnung an das Englische beschreiben könnte: Ein Standard.

"Standard" ist im Englischen ein Begriff mit verschiedenen Bedeutungen. In diesem Zusammenhang kann er sinngemäß bedeuten: Ein Mensch, der bestimmte Werte und Charakteristiken in der Welt repräsentiert.

Standard bedeutet auch: "Eine bestimmte Ebene von Qualität". Ein Standard ist ein Fundament und ein Stützpfeiler. Ein Standard wird zu einem Beispiel für andere. Ein Standard ist wie ein Leuchtfeuer. Ein Standard ist etwas, das in einem bestimmten Augenblick die angemessene >Energie< als „ANSTOSS“  in einen Menschen / in eine Situation hineinbringt.

Das würde bedeuten JEDER ist in jedem einzelnen Moment eines jeden einzelnen Tages seines Lebens ein Lehrer.

> Begleiten statt Erziehen <

Bei diesem Verständnis von LEHREN würde es mehr als bei allem anderen nicht darum gehen, Lektionen und „Predigten“ zu halten. Es würde nicht darum gehen, „jemanden beim Kragen zu fassen“, ihn dazu zu bringen, sich hinzusetzen und all die Lektionen durchzuarbeiten, die irgendjemand als LEHRSTOFF, als PFLICHT, als ANFORDERUNG geschaffen hat.

Bei diesem LEHREN gibt es eine Wertschätzung für das Stellen von Fragen, weil bisher nur Antworten „BENOTET“ wurden.

·         Ein solcher Lehrer versteht, dass es NICHT um die ANTWORTEN geht.

  • Ein solcher Lehrer versteht, dass er als ein >wissender< Begleiter für die „SCHÜLER“ da ist.
  • Ein solcher Lehrer ist NICHT dafür da, die Probleme für seine „SCHÜLER“ zu lösen.
  • Ein solcher Lehrer ist dafür da, um ihnen zu helfen, ihre eigenen Antworten zu  entdecken. Er ist da, um ihnen zu helfen, für sich selbst die Lösung aufzudecken. Das ist die höchste Form von Ermächtigung, die höchste Form des Lehrens.

·         Ein solcher Lehrer ist ein Lehrer aus Freude. Es ist keine „Arbeit“ und keine Pflicht.

 

Vielleicht ist es interessant im Rahmen der SELBSTKLÄRUNG zu einem Projekt >alternative Schule< sich solche Fragen zu stellen, wie:

Welche Eigenschaften, Fähigkeiten und Kompetenzen werden in der >alternativen Schule< erlernt?

Was wird aus den Kindern, die die >alternative Schule< durchlaufen?

Welchen weiteren Bildungs- und Lebensweg schlagen AbsolventInnen der >alternativen Schule< ein?

Die ANTWORTEN auf diese Fragen können auch eine Reihe von Meinungen, Klischees, Urteile und Vorurteile über eine >alternative Schule<, ihre SchülerInnen und ihre Eltern zum Vorschein bringen.

Einige Antworten werden insbesondere BEFÜRCHTUNGEN wie z.B., Kinder in einer >alternativen Schule< würden nichts oder zu wenig lernen, oder ZWEIFEL, daß sich z.B. Schulkinder einer >alternativen Schule< im späteren Berufsleben aufgrund mangelndem Konkurrenzdenken kaum behaupten können, zum Ausdruck bringen.

Eine Meinung, die ebenfalls bestimmte Einstellungen zum Vorschein bringt, ist die Äußerung  Alternativschulen seien nur etwas für privilegierte Schichten; nur für Kinder, deren Eltern über genügend Geld um die Alternativschule zu finanzieren und über genügend gesellschaftlichen Einfluss um ihren Kindern "trotzdem" einen gutbezahlten Job zu verschaffen, verfügen.

Diese ÄNGSTE sind starke Antriebskräfte für einen PROZESS die Bewusstseins-Bildung in der Gesellschaft zu fördern, das FESTHALTEN an den bestehenden STRUKTUREN und ABLÄUFEN im eigenen Leben sich einzugestehen und sich deren AUSWIRKUNGEN selbst vor Augen zu führen.

Wie sehen im Vergleich dazu die ANTRIEBSKRÄFTE derer aus, die sich schon Vorstellungen und „Konzepte“ zu einer >alternativen Schule< gemacht haben?

Ausgangspunkt dieser AKTIVITÄTEN ist meist die Kritik am derzeitigen Schulsystem, welches aus bestimmten Gründen als unzulänglich und nicht „kindgerecht“ empfunden wird.

Diese Kritik besteht schon seit vielen Jahrzehnten und wurde im wesentlichen von          2 Personen, Ovide Decroly (1871-1932) und Peter Petersen (1884-1952) geprägt.

Der Schulkritiker Ovide Decroly benannte 1921 die wesentlichen Kritikpunkte an der "alten Schule":

  • Es herrscht zuwenig Zusammenhang zwischen den einzelnen schulischen Tätigkeiten des Kindes aufgrund der strengen Fächergliederung
  • Die Gegenstände haben zuwenig Anknüpfungspunkte zu den Interessen des Kindes und entsprechen nicht der Entwicklungsstufe des Kindes.
  • Die Einteilung der Fächer entspricht nicht dem kindlichen Denkvermögen
  • Die Stoffmenge übersteigt die kindliche Aufnahmefähigkeit
  • Eine einseitig wortorientierte Wissensaneignung dominiert. Musisch-kreative Tätigkeiten werden vernachlässigt.
  • Aufgrund einer disziplinorientierten Pädagogik gibt es zuwenig Gelegenheit für individuelle, selbstgewählte Aktivitäten des Kindes.

Decroly erachtete also die schulische Wissensvermittlung als nicht „kindgerecht“,         das Kind könne mit dem >abstrakt präsentierten< WISSEN nichts anfangen.               Die >vielfältigen Anlagen> des Kindes würden außerdem nicht ausreichend gefördert.

Auch Peter Petersen geht von einer ähnlichen Sichtweise aus. Seine Kritikpunkte am Erziehungssystem sind zusammengefasst folgende:

  • Einteilung in Haupt- und Nebenfächer
  • intellektuelles Übergewicht
  • Das "Prüfungs- und Zeugniswesen"
  • Spiel mit der Versagensangst der Schüler (Prüfungsangst, Leistungsdruck)
  • Bewegungseinschränkung durch "Stillsitzen"
  • Strenge Einteilung der Zeit in Schulstunden
  • Einteilung in Jahrgangsklassen (Förderung von Wettbewerbsdenken)

In diesem Zeitraum haben in vielen Ländern Pädagogen voneinander unabhängig Modelle für eine "bessere Schule“ entwickelt, die alle „irgendwo“, „irgendwann“ in der Umsetzung starke Gemeinsamkeiten aufweisen.

Viele dieser >Reformer< lehnen die „Regelschule“ keineswegs ab, sondern versuchen als "Modellschulen" vorbildhaft auf die „Regelschulen“ zu wirken. Sie wollen durch ihre eigene Praxis den Regelschulen pädagogische Möglichkeiten aufzeigen.
Viele Modelle sind inzwischen „akzeptiert“, „anerkannt“ und erfreuen sich einem nachhaltigen ZULAUF. Die bekanntesten sind:

·         Montessori-Schulen

·         Daltonplan-Schulen

·         Waldorf-Schulen (Steinerschulen)

·         Freinet-Schulen bzw. Freinet-Klassen

·         Jenaplan-Schulen

 

Die >spannende< Frage, die sich jetzt an diesem Punkt stellt, ist, wer will aus welchem Beweggrund, welche ART von >alternativer Schule< im Fürstentum Liechtenstein ins Leben rufen?

Welche „Biografie“ und welche >grundsätzliche< Einstellung und Position nehmen sie zu und in der „Liechtensteiner Gesellschaft“ ein?

Viele der schon existierenden „alternativen Schulen“ sind aufgrund der ganz einfachen Frage: „Was ist das beste für mein Kind?“ entstanden.

Dies ist ein ganz pragmatischer, individualpsychologischer Zugang: Den eigenen Kindern sollen schlicht und einfach angenehmere, bessere Entwicklungsmöglichkeiten geboten werden, als sie die Regelschulen mit ihren überfüllten Klassen, ver-bürokratisierten Strukturen und teilweise aggressiven Atmosphäre bieten können. Viele Eltern legen heute mehr Wert auf eine freie Persönlichkeitsentwicklung ihrer Kinder als auf die quantitative Anhäufung von Sachwissen, wie sie die Regelschule fördert. Auch erscheint vielen Alternativschuleltern die Regelschule mit ihrem Frontalunterricht und ihrem formalen Noten-Beurteilungssystem als nicht mehr sinnvoll. Auch die ständige quantitative Zunahme des Wissens und damit verbunden der beschleunigte Bedeutungsverlust des erlernten Wissens ("was heute gilt, ist morgen vielleicht schon wertlos"), lassen das Anhäufen von Faktenwissen heute oft nicht mehr sinnvoll erscheinen. Statt dessen werden die persönlichen Fähigkeiten sich im "Meer der Informationen" effektiv zurechtzufinden als immer wichtiger erachtet.

Weitaus >herausfordernder< ist die Frage an die Menschen, die eine solche >alternative Schule< in Liechtenstein fördern und mit aufbauen wollen, welche Wirkung sie damit auf die „Liechtensteiner Gesellschaft“ haben wollen und haben werden?

Die Gesellschaft zu verändern ist heute weniger >REIZVOLL< als noch vor 30 Jahren.

Die >HERAUSFORDERUNG< liegt wahrscheinlich darin sich mit der starken Wohlstands-entwicklung der Gesellschaft seit dieser Zeit zu konfrontieren, welche eine verstärkte Konsumorientierung und Saturiertheit mit sich gebracht hat und ein gesellschafts-kritisches Kämpfertum nicht unbedingt begünstigt.

Deshalb wird es interessant sein zu erleben, OB und WIE sich  Eltern und LehrerInnen in einen „offenen Diskurs“ einbringen um eine >alternative Schule< nach ihren eigenen weltanschaulichen Vorstellungen und Ideen zu gestalten.

Die Erfahrungen aus anderen Alternativschulprojekten haben ein bestimmtes „Persönlich-keits-Profil“ von solchen Eltern und deren „Schul-Form“ gezeigt:

·         die beteiligten Eltern und LehrerInnen stellen sich nicht in eine bestimmte pädagogische Linie und berufen sich nicht auf einen "Ahnherrn" oder "Ahnfrau" (z.B. Montessori, Steiner) wenngleich sie oft Elemente dieser Traditionen aufgreifen. Ein Unterschied zu den schon bestehenden „traditionellen“ Alternativschulen liegt weniger in ihrer pädagogischen Ausrichtung als in ihrem gesellschaftlichen Entstehungshintergrund und ihren Intentionen und Motivationen.

·         Die ständige Suche nach dem demokratischen Konsens in der Eltern-Lehrer-Gruppe spielt eine große Rolle und muss z.B. mit neuen Eltern immer wieder neu aufgenommen werden, wodurch sich eine hohe Dynamik dieser Schulen ergibt. 

Es sind auch immer wiederkehrende Gemeinsamkeiten in diesen Alternativschulprojekten zum Vorschein gekommen, die wie folgt aussehen:

v      Pädozentristische Haltung: Das Kind und sein Wesen stehen im Mittelpunkt. Die Erziehung soll sich an der Persönlichkeit des Kindes orientieren.

v      Die aktive Schule: Eigeninitiative und Selbstverantwortung werden gefördert. Kreative, gestaltende Tätigkeiten spielen eine große Rolle.

v      Erziehung des ganzen Menschen/Ganzheitliche Erziehung. Alle Entwicklungspotentiale des Kindes sollen angesprochen werden. Nicht nur intellektuelle Bildung, sondern auch Persönlichkeitsbildung, soziale Kompetenzen, kreativ-musische Erziehung, emotionales und soziales Lernen werden gefördert und stehen gleichwertig nebeneinander.

v      Selbstverwaltung: Schule wird nicht als Anstalt zum Wissenserwerb gesehen, sondern als Lebensgemeinschaft, gebildet aus Eltern, LehrerInnen und SchülerInnen. Die Eltern spielen eine zentrale Rolle im Schulgeschehen.

v      Lebensverbundenes Lernen: Orientierung an der Lebensrealität, an praktisch nutzbaren Wissen.

d.h. in der PRAKTISCHEN Ausgestaltung der STRUKTUREN und der FORM u.a.:

  • starke Integration der Eltern bzw. Elternselbstverwaltung der Schule
  • Ablehnung von Leistungs- und Konkurrenzdruck: Selbstbestimmung durch die Kinder
  • weitgehender Verzicht auf formelle, genormte Leistungsbeurteilung (keine Noten)
  • Einbeziehen der Umwelt/außerschulische Erfahrungsorte
  • kein lehrerzentrierter Frontalunterricht, flexible Gruppierung der SchülerInnen
  • Aufhebung von Fächergrenzen/Projektunterricht

 

Um schon so früh wie möglich in diesem Prozess der SELBSTKLÄRUNG die stärksten ZWEIFEL und DISKUSSIONSPUNKTE zu „erhellen“, kann eine Studie aus Österreich von 1995 vielleicht einige aufschlussreiche Ergebnisse beitragen. Diese Studie ist der kontroversen Frage nachgegangen, ob eine >alternative Schule< als soziales und ideologisches Ghetto, das lebensuntüchtige, chaotische Kinder hervorbringt oder als sozialer Freiraum, in denen selbstbestimmte, mündige Menschen heranwachsen und soziale Kompetenzen erworben werden, gesehen werden kann.

Die Studienautoren fassen ihre Ergebnisse folgendermaßen zusammen:

"AlternativschülerInnen verfügen sowohl über die Bereitschaft und auch die Fähigkeit, die weitere Ausbildung, das eigene Leben selbstbestimmt zu organisieren, als auch über eine höhere gesellschaftliche Risikobereitschaft. Die ehemaligen AlternativschülerInnen ziehen anscheinend häufig unkonventionelle Lebenskonzepte einer ‚abgesicherten‘ Zukunft vor." (Fischer-Kowalski u.a. 1995, S.198f)

Generell werden Alternativschulkinder von den LehrerInnen als offener, selbstbewußter, selbständiger, direkter, weniger ängstlich und zielgerichteter als ihre Klassenkameraden beschrieben. Ein Lehrer meint z.B. "..mit denen waren verschiedene Sachen leichter zu machen. Sie sind aufeinander eingegangen, waren bereit anderen zu helfen..."( Lehrerzitat, Fischer-Kowalski u.a. 1995 S.201). Kein einziger Lehrer berichtete über disziplinarische Probleme: "Es ist so, daß man sagen kann, daß, eher zu unserem Überraschen, alle diese Schüler und Schülerinnen keine sogenannten schwierigen Kinder sind." (Lehrerzitat, Fischer-Kowalski u.a. 1995 S.201). Die Vermutung, daß Alternativschulkinder soziale Anpassungsprobleme in der späteren Regelschule haben würden, bestätigt sich also nicht. Auch mit der Pünktlichkeit gab es keine Probleme. Allerdings wurden sie manchmal als unordentlich beschrieben. Eine Lehrerin wunderte sich z.B. sehr, daß eine Schülerin mit besonders chaotischen Hefteintragungen immer alle Fragen zum Stoff einwandfrei beantworten konnte.

 

 

AlternativschülerInnen bevorzugen eine horizontale, partnerschaftliche Kommunikation, wie die Schilderung eines Lehrers zeigt:

"Das war nach der Schule, da haben wir uns in der Aula getroffen und da hat er mich gefragt, ‚Gehen Sie auch hinüber zum Eislaufen?‘ – Es war Nachmittagsturnen, und ich hab gesagt ‚Ja‘, und da hat er gesagt, ‚Na gut, dann wart‘ ich auf Sie, dann geh ich mit Ihnen‘, und ich war plötzlich überrascht, weil es völlig unüblich ist, daß Kinder anbieten, mit dem Lehrer irgendwo hinzugehen, das kommt praktisch nicht vor." (Lehrerzitat, Fischer-Kowalski u.a. 1995 S.205)

Alternativschulkinder sind erstaunlich durchsetzungsfähig, sie verwenden dabei aber andere Strategien als ihre MitschülerInnen. Sie sprechen Probleme und Anliegen offen an, verfolgen ihre Interessen zielstrebig und versuchen durch beharrliche Überzeugungsarbeit andere SchülerInnen für ihr Anliegen zu gewinnen. Ein Lehrer beschrieb diese Strategie so: "Freundliche Hartnäckigkeit, also das heißt, immer wieder das Interesse ansprechen und halt immer wieder schauen, daß man welche findet, die dies teilen, so daß man irgendwie eine Mehrheit findet und das dann gemacht werden kann." (Lehrerzitat, Fischer-Kowalski u.a. 1995 S.225)

v      Unterschiede zwischen Regelschul- und Alternativschuleltern:

Die Eltern der Alternativschulkinder wurden im Umgang mit den LehrerInnen als offener, ehrlicher und direkter beschrieben. Sie sind sehr engagiert, organisieren z.B. einen Elternabend mit, und suchen den persönlichen Kontakt mit den LehrerInnen. Sie interessieren sich sehr für die Gestaltung des Unterrichts, da sie ja auch von der Alternativschule her gewohnt waren in der Schule mitzureden und mitzuarbeiten. Sie geben den LehrerInnen in einer angenehmen Weise Feedback und nehmen bei Lernschwierigkeiten ihrer Kinder eine optimistische Haltung ein.

Um den „offenen Diskurs“ zum Feld des „LEHR- und LERNSTOFFES“, sowie der „PÄDAGOGIK“ und „DIDAKTIK“  dieser >alternativen Schule< anzuregen, ein paar Gedankenanstösse dazu, von unendlich vielen anderen, die möglich sind:

Philosophische, weltanschauliche ORIENTIERUNGS-PUNKTE für den Umgang untereinander und der inhaltlichen, organisatorischen Gestaltung eines solchen Schul-Projektes:

v      Ein inniges Gefühl der ACHTUNG und ACHTSAMKEIT vor demjenigen, mit dem man arbeitet.

v      ALLE in diesem Projekt beschäftigen sich AUS-SICH-SELBST heraus.

v      NIEMAND steht über jemanden anderen, niemand zwingt jemanden anderen       ständig etwas zu lernen, ausser das eigene „Gewissen“ jedes Einzelnen.

v      NIEMAND von allen lernt „für sich selbst“. Das Motiv ihres TUNS, ihrer Tätigkeit ist zu lernen, wie ICH anderen und der Natur „am besten“ >DIENLICH< sein kann. Das Wichtigste ist das >Sich-(Aus)-Richten< nach dem anderen:               „DAS WAS FÜR DEN ANDEREN AM BESTEN IST, IST AUCH FÜR MICH AM BESTEN.“

v      ALLE agieren nach dem Grundsatz: Die Lungen bereiten sich nicht auf das Atmen vor, sie atmen.“ D.h. das >Miteinander-Lernen< ist als eine ERKENNTNIS-TÄTIGKEIT so organisiert, dass Lehrer das Kind nicht „auf das Leben vorbereiten“, sondern die Möglichkeit schaffen, dass es einfach „leben kann“.     Es gilt sich von der Überzeugung „Die Kinder müssen sich auf das Leben vorbereiten“ zu verabschieden. Sie haben selbst alle Fähigkeiten und den Zugang zu allen Information um ihre Form von  „Lebens-Weise“ in dieser unermesslichen Welt zu finden. Dort wo „man“ das Kind unterstützen kann, ist, es darin zu begleiten, sich selbst zu realisieren, mit all seiner Unermesslichkeit, dabei Sprache und Mittel zu finden, wie es diese Unermesslichkeit und Fülle zum Ausdruck bringt.

v      Ein Ausdruck dieser Unermesslichkeit ist die Fähigkeit zu >ARBEITEN< und zwar "UMSONST" zu arbeiten. Auf keinen Fall für Geld. Die Kinder wachsen in einem „System des Gut-Schaffens“, sie lernen dadurch >AB-ZU-GEBEN< - nicht „erhalten“, sondern >AB-GEBEN<. Das Kind steht dem Leben nicht „mit einer ausgestreckten Hand“ gegenüber. Das Kind ist im Prozess des Gebens. Es gibt an denjenigen, der „bedürftig“ ist. Wenn das Kind abgibt, dann wächst es. Denn sich >HIN-GEBEND<, findet es alles in sich.

v      ALLE agieren in dem SELST-VERSTÄNDNIS >Lehrer< und >Lernender< zugleich zu sein. Jeder ist mit irgend etwas, irgendwo „Lehrer“ oder „Experte“.  ALLE sind sowohl >Lehrer<, als auch >Lehrlinge<. D.h. heute ist ein Kind „Lehrling“, >studiert< Chemie oder Physik, und morgen ist das Kind „Lehrer“ - unterrichtet Geschichte oder Geografie. Dabei kann ein jüngeres Kind, das sich den Stoff angeeignet hat, ihn den älteren Kindern unterrichten. Es wird Lehrer haben, die 7-8 Jahre alt sind, aber auch Lehrer, die 54 oder 74 sind. ALLE sind >MIT-ARBEITER<. D.h. das Kind schreibt z.B. ein Lehrbuch, oder ein Kapitel in diesem Lehrbuch. Sie „er-schaffen“ reale Lehrmittel und -bücher. Sie machen sie nicht als Lehrbücher für andere Schulen, sie benutzen diese Lehrbücher als >Wachstums-System< für SICH-SELBST.   

v      ALLE er-schaffen einen RAUM, eine GEBORGENHEIT, eine SICHERHEIT in dem KIND und ERWACHSENER auch eine >SEELISCHE< Entwicklung durchlaufen können. Auf diesem Weg stehen die Erfahrungen in der Beziehung zur Familie und in der sich entwickelnden Beziehung zum eigenen Selbst im Mittelpunkt. Die „Lehrer“  sind dabei >Begleiter<, die die Entscheidungen eines Kindes fühlen und diese achten.

WIE werden sich die Menschen „finden“, die sich von diesem „Konzept“ zu einer >alternativen Schule< angesprochen fühlen und WIE wird sich die Zusammenarbeit gestalten, damit es irgendwann tatsächlich in Liechtenstein eine solche >alternative Schule< gibt?

Es wird sicher so sein wie die >alternative Schule< später auch „funktionieren“ wird, >man< wird sich treffen und einfach TUN, beginnen.

Während dieses TUNS wird sehr viel - >über das was zum Vorschein kommt< -  über SICH, über das LEBEN, GELERNT und auf dieser Basis des SICHTBAREN wird ENTSCHIEDEN, wie es weitergeht:

  • >WIRKLICH-KEIT< erkennen.
  • Eine entsprechende neue Wirklichkeit schaffen.
  • Die Wirkung der neuen Wirklichkeit erkennen.
  • Erneutes Handeln um eine 2. korrigierte Wirklichkeit

         zu gestalten.

  • Die neue Realität wird wieder ohne Zögern ins Auge gefasst.

 

Ø    Man tut das, was man weiss.

 

 

Literatur:

Fischer-Kowalski; Pelikan,Johanna; Schandl,Heinz: Große Freiheit für kleine Monster? – Alternativschulen und Regelschulen im Vergleich. Wien: Verlag für Gesellschaftskritik, 1995.

Thomas Paster; Alternativschulen und ihre AbsolventInnen:  Was wird aus Alternativschulkindern?

Michael Mendizza; Joseph Chilton Pearce, >Neue Kinder, Neue Eltern<, Arbon Verlag

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